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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0056
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D. APOLLO.

Die Göttersage im engern Sinn bietet, abgesehen von
ganz vereinzelten Fällen, wie dem Raub der Proserpina,
keine Stoffe, die gegenständlich zum Schmuck der Sarko-
phage besonders geeignet wären. Bei Darstellungen, wie
dem Wettstreit des Marsyas oder dem Untergange der Nio-
biden, die man gewöhnlich dem sogen. Mythenkreis des
Apollo zuzurechnen pflegt, ist das für die Wahl Mass-
gebende weniger das Interesse an dem Gott, als an dem
Schicksal der Unterliegenden, daher diese Stücke in be-
sonderen nach diesen benannten Abschnitten zusammen-
gestellt sind. Indessen sind auch besonders populäre
Göttermythen gelegentlich in derselben Weise, wie
die bekanntesten Heroensagen, zur Decoration von
Sarkophagen herangezogen worden, aber lediglich wegen
ihrer Beliebtheit in Kunst und Poesie; so die Giganto-

machie, die Geschichte von Mars und Venus, bei der aber
vielleicht die Bedeutung, die dieses Götterpaar für Rom
hat, mit in Betracht kommt, die Schicksale des Dionysos.
Einzig in seiner Art aber ist es, dass auch die Geburt des
Apollo und vielleicht noch weitere Scenen aus sciner
Jugendgeschichte zur Ausschmückung von Sarkophagen ver-
wandt worden sind. Zu dem Deckel 33 ist freilich der
Sarkophag nicht erhalten und die Zugehörigkeit zu einer
sonst bekannten Classe, wie den Marsyas- oder Niobiden-
sarkophagen, wäre an sich denkbar. Aber wenn 331 richtig
mit 33'a zusammengestellt und richtig gedeutet ist, liegt es
doch näher auch für den zu 33 gehörigen Sarkophag Scenen
aus der Jugendgeschichte Apollos anzunehmen. Die durch
grosse Originalität ausgezeichneten Darstellungen scheinen
auf eine specirisch delplüsche Tradition zurückzugehen.

33) D. Rom, Villa Borghese, im dritten Zimmer
rechts vom Saal, auf die Rückseite des grossen Hercules-
Sarkophags 127 aufgesetzt und mit modernen Eckmasken
(Windgöttern) versehen. Fig. 33 (vgl. die Textabbildung
auf S. 40 in grösserem Maassstab). L. 1,94. H. 0,34.
Rh. 0,07. Zeichnung von Eichler 1S86. Durch die vollständige
Ueberschmierung des Reliefs ist die Feststellung der Er-
gänzungen ausserordentlich erschwert. Auch Eichler hat
nicht alle erkannt. Sehr viel weiter helfen die Bemerkungen
Zoegas, der das Relief vor der Ueberschmierung sah. Doch
habe ich, da im Einzelnen die Grenzen nicht feststehen,
nicht gewagt, die Ergänzungen nach seinen Angaben in
die Zeichnung eintragen zu lassen, sondern es bei den
von Eichler gezeichneten Ergänzungslinien belassen. Die
namentlich für die linke Hälfte wichtige Zeichnung des
Tophamianus in Eton College ist mir erst während des
Drucks bekannt geworden.

Im 18. Jahrhundert war das Relief in zwei Stücke auseinander-
gebrochen, die an verschiedenen Stellen des Gartens eingemauert
waren, die linke Hälfte nach Topham im »Primo Recmto" (vgl.
Montelatici Villa Borghese p. 5_35), nach Zof.ga »nel bosco

Parrasio" d. i. der von Montelatici als „Giardino Boscareccio"
bezeichnete westlich von dem Casino gelegenen Park, die rechte
nach Zoega „in una altra parte dcl ?/iurocc, nach Topham im „Sccondo
Recinto" (Montelatici a. a. O. p. 36 — 95), dem Garten vor der Ost-
scite des Casinos, der bei Montelatici „// Piano della Prospettiva"
heisst. Die linke Hälfte könnte also eines der beiden „bassi rilievi
di picciolc figureu sein, die nach Montelatici p. 17 in die Picdcstallc
zweier Ceresstatuetten und einer Parthcrstatuc eingelassen waren; die
rechte gehört wohl zu den „Frammenti di bassi rilievi piccioli", die man
an dem „Muro divisorio del Parco" zu einem kleinen Fries zusammen-
gestellt hatte (Montelatici/». 88; vgl. Manilli p. 15z). Die linke
Hälfte zeigt der Tophamianus ohne jede Ergänzung und mit dem
antiken Kopf der kleinen Diana, der zu Zoegas Zeit abgebrochen
war, die rechte bereits mit den jetzigen Ergänzungen bis auf die
linken Arme des Iupiter und der Iris, also in demselben Zustand, wie
sie Winckelmann 1767 in den Momimeuti 'mediti veröffentlicht hat.
lieber eine nach der unzersägten Platte gemachte freie Copie s.
unten. Als 1815 der Principe Camillo Borghese die durch die
Wegführung der Antiken nach Paris verödeten Säle seiner Villa
mit den in dem Garten zerstreuten oder in den Magazinen geborgenen
Stücken wieder zu füllen suchte, wurden die beiden Fragmente
durch Einschiebung eines kleinen Füllstückcs in der Mitte wieder
 
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