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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0099
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82

ENDYMION

Am Wagen der Lima ist in beiden Scenen ein Ranken-
ornament angebracht.

Auch von dem Deckel sind vielleicht noch Fragmente
erhalten. Unter den von Scipione Borghese erworbenen
Antiken befanden sich drei Sarkophagdeckel mit gelagerten
Jahreszeiten, die man zersägte, um die Figuren einzeln oder
paarweise zu dekorativen Zwecken verwenden zu können.
Die getrennten Hälften der beiden ersten wurden im Unter-
geschoss über die vier Thüren der Galleria vertheilt (Mon-
telatici Villa Borghese p. 2285 Lamberti e Visconti Stanza V
10—13), v°n wo sie erst 1891 bei der Neuordnung der Borghesi-
schen Kunstschätze in das Obergeschoss an die entsprechenden
Stellen des über der Galleria gelegenen Sahne versetzt
worden sind. Von dem dritten wurden die Figuren des
Frühlings und des Sommers in einem benachbarten Zimmer
in Statuenpostamente eingelassen (Montelatici a. a. O. p. 229.
p. 231; Lamberti e Visconti Stanza VI 12). Mit ihnen gehört
vielleicht der als Jüngling gebildete Herbst zusammen, der in
der Ostfagade des Casinos eingemauert ward (Montelatici
p. 172); an diesem Stück ist auch die rechte Eckmaske, ein
jugendlicher Satyrkopf, erhalten. Die beiden Fragmente mit
dem Sommer und dem Herbst kamen 1807 in den Louvre
(abg. Clarac Musee de sculpture pl. 183 nr. 273, 94; pl. 188
nr. 773, 95), das dritte ist verschollen. Die Vergleichung
mit 47 legt die Vermuthung nahe, dass einer dieser Deckel
zu 65 gehört hat. Da sich aber nicht ausmachen lässt, wel-
cher, habe ich auch diese Stücke für die Abtheilung
JAHRESZEITEN zurückgestellt; vgl. S. 67.

66) F. Paris, Louvre, Salle du Tibre (1911). Fig. 66.
L. 1,09. H. 0,05. Durch Ergänzung sehr entstellt. Zeichnung
von Eichler 1873.

Früher in dem 1615 erbauten Casino der Villa Borghese
an der Nordseite in der zweituntersten Reihe eingemauert. Seit
1807 im Louvre. Bei der Ueberführung scheinen einige Kleinig-
keiten aufs neue ergänzt worden zu sein. Aldrovandi Le statue di
Roma 1556 p. 246 erwähnt in „Cosa di M. Metello Varro Porcarij
appresso alla Minerva: Un pezzo di tavola marmorea, dove sono scol-
pite varie figure col trionfo d'Amore" (s. oben S. 59 und unter
77- 79), das wohl mit diesem Fragment identisch sein könnte.

Alte Zeichnung: Tophamianus Eton Bm I 52 („Facciata
Tramontana". Zeichnung von Carlo Calderi.)

Abbildungen: Clarac Musee de sculpture II 1826 pl. 170
nr. 236,71. — Bouillon Musee des Antique s\\\ 1827 (Bas-relicfs)pl. z, 3.

Litteratur: Manilli Villa Borghese 1650 p. 41 {Venere, che
va ä trovar Anchise con alcuni Amorini e con Giove in aria, also
dieselbe falsche Deutung wie bei 65); Montelatici Villa Borghese
1700 p. 161 (die richtige Deutung); Zoega App. Fol. 139a. Fol. 140.
Fol. 247 Nr. z; Ders. Li Bassi-rilievi antichi di Roma 1808 II p. 206
n. 14; E. Q^Visconti Opere varie IV p. 4945 E. Q^Visconti et Clarac
Description des Antiques du Musee Royal 1820 p. 110 nr. 236;
Clarac Description du Musee Royal des Antiques du Louvre 1830
p. 109 nr. 236; Ders. Musee de sculpture II 1841 fi. 334 nr. 71}

St. Victor bei Bouillon a. a. O. p. 4; Cardinali a. a. O. p. 122
n. 6; O. Jahn a. a. O. S. 51 ff. (O); Gerhard a. a. O. S. 2 7 1, 2 1 A.

21 B1); G. Krüger in Fleckeisens Jahrbüchern LXXXVII 1863 S. 298
A. 4; Frühner Notice de la sculpture antique du Musee National
du Louvre 1 878 p. 398 nr. 4z8; Winnefeld Hypnos 1886 S. Z3;
Catalogue sommaire des monuments de sculpture du Musee du Louvre
1890/». 30 nr. 1911; Steuding in Roschers Mythologischem Lexikon
II S. 2117.

Bei diesem, wie den übrigen hier der Raumfüllung
wegen eingeordneten Fragmenten, ist dieZutheilung zu einer
bestimmten Classe mehr oder weniger unsicher. Das Stück
berührt sich freilich in manchen Punkten mit 61. 62. 64. 65,
in anderen aber wieder mehr mit Sarkophagen der dritten
Classe, z. B.78, so dass es wahrscheinlicher dieser zuzurechnen
ist, zumal wenn Zoega mit Recht bei Endymion und
Luna Porträtzüge constatirt haben sollte, was mir möglich,
aber nicht sicher erscheint. Der schlafende Endymion
hält, wie auf 61, einen Speer in der Linken. In der Haltung
gleicht er am meisten dem Endymion auf 78, der gleich-
falls ursprünglich Speere hielt, s. Fig. 78'. An Stelle des
Somnus erscheint eine Figur mit ausgesprochen weib-
licher Brust, die schwerlich auf Ueberarbeitung zurück-
geführt werden kann. Auch die Frisur des Kopfes, den
Zoega allerdings für modern erklärt, den ich aber mit
Fröhner für ächt halten muss, ist entschieden weiblich.
Wir haben also, wie auf 51, in dieser Figur die Nox zu
erkennen, die hier auch die Schmetterlingsflügel von Somnus
entlehnt hat. Sie beugt sich nach rechts über den Schläfer.
Ausser dem ärmellosen Chiton trägt sie einen Mantel, der
um den Leib drei breite Falten bildet und mit einem
Zipfel über den linken Oberarm fällt. Beide Arme sind
ergänzt, der linke zweimal, da er zu Zoegas Zeit eine
boccetta hielt. Nach 78 wird man annehmen dürfen, dass die
Figur in der Linken einen Mohnzweig trug und mit der
Rechten das Horn über Endymion ausgoss. Sehr befremd-
lich ist der dem Endymion den Rücken kehrende Amor am
rechten Ende, von dem der Rumpf, die Beine (bis auf
ein eingesetztes Stück am rechten), der rechte Oberarm
und der grösste Theil des Flügels (nach Zoega auch ein
Theil des „cosa elittica" in seinen Händen?) antik sind,
so dass die Stellung völlig gesichert ist. Vielleicht stützte
er sich, wie auf 72. 7g, auf die umgekehrte Fackel, die er
aber hier mit der linken Hand gehalten haben müsste. Von
dem Latinus sind zwar der Kopf, beide Arme und ein
grosses Stück des rechten Beines ergänzt, immerhin aber
ist so viel antik, u. A. auch das über den linken Oberarm
gezogene Fell und der rechte Fuss, dass die Stellung ganz
feststeht und nur das Motiv des linken Armes zweifelhaft

1 Die an letzterer Stelle in Uebersetzung abgedruckten, angeblich
auf ein Fragment in Pal. Barberini bezüglichen Worte Zoegas stehen App.
Fol. 140 und beziehen sich auf 66. Gerhard führt also dasselbe Fragment
zweimal an, jedesmal mit einem andern Bruchstück aus Zoegas Beschrei-
bung. Das Barbcrinische Fragment s. oben unter 6o2.
 
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