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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0130
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116

HERAKLES

Die zweite Gruppe (112—125) vertheilt die zwölf Ar-
beiten auf den Sarkophagbehälter und den Deckel und fügt
gelegentlich zur Raumfüllung auch noch andere Thaten
hinzu. Die Gruppe scheint älter als die erste zu sein und
hätte daher dieser vorangestellt werden sollen. Die Reihen-
folge ist nicht so typisch, zeigt vielmehr starke Variationen.
Am interessantesten ist 113, nach 120 wohl der älteste unter
den erhaltenen römischen Hercules-Sarkophagen. Er zeigt
die zwölf Arbeiten in folgender Ordnung:

Vorderseite

1) Löwe.

2) Hydra.

3) Eber.

4) Hirsch.

5) Stymphaliden.

6) Augeas-Stall.
Rechte Schmalseite

7) Stier.

Deckel

8) Rosse.

9) Hesperiden.

10) Amazone.

11) Geryones.
Linke Schmalseite

12) Cerberus.

Das würde also dieselbe Reihenfolge, wie bei Hygin und
auf der Ära Capitolina, beziehungsweise bei Diodor und
auf der Tabula Albani sein, wenn nicht die Hesperiden von
der letzten oder vorletzten Stelle an die neunte, zwischen
Rosse und Amazonen, getreten wären. Jedenfalls hat die
Amazone ihren Ehrenplatz in der Mitte hier noch nicht
erhalten. Von einer Replik dieses Sarkophages scheint 114
zu stammen. Anders 112; hier erscheinen die neun ersten
Arbeiten, Löwe bis Rosse, in derselben Reihenfolge, wie
bei der ersten Gruppe; die drei folgenden waren vermut-
lich am Deckel angebracht, da beide Schmalseiten den Cen-
taurenkampf zeigen. Auf 116 sind auf der Vorderseite nur
sieben Arbeiten dargestellt, und zwar die sechs ersten, Löwe
bis Amazone, in der Reihenfolge der ersten Gruppe, wäh-
rend als siebente ausser aller Ordnung die Hesperiden hin-
zugefügt sind, offenbar als Pendant zum Löwen an der
linken Ecke, so dass die erste und die letzte Arbeit ein-
ander entsprechen. Die fünf übrigen, Augeas-Stall bis Cer-
berus, sind am Deckel angebracht und zwar wieder in der
Reihenfolge der ersten Gruppe. Ausserdem waren aber an
beiden Ecken noch zwei weitere Scenen hinzugefügt, ver-
muthlich links Hercules als Kind die Schlangen würgend,
rechts, wie es scheint, die trauernden Hesperiden, als
Fortsetzung der unmittelbar darunter auf dem Sarkophag
selbst angebrachten Scene. Die Schmalseiten zeigen wie-
der den Centaurenkampf. Von einem ähnlichen Sarkophag
scheint das Deckelfragment 118 zu stammen, nur dass dort

die Reihenfolge: Amazone, Rosse, Geryones gewesen
sein muss. Bunt durcheinandergewürfelt stellen sich die
Arbeiten anscheinend auf dem ganz singulären Sarkophag
120 dar, wohl dem ältesten römischen Exemplar. Aber so-
bald man auf Bartlosigkeit und Bärtigkeit des Helden achtet,
bemerkt man, dass die Reihenfolge an der rechten Ecke der
Vorderseite beginnt, zunächst auf die rechte, darauf auf die
linke Schmalseite überspringt, sich dann auf dem Deckel
von links nach rechts fortsetzt und endlich zur Vorder-
seite des Behälters zurückkehrt, wo sie von rechts nach
links bis zur Ecke läuft. Sie bildet also eine vollkommene
Spirale. Man erhält auf diese Weise die Anordnung:
Rechte Ecke der Vorderseite

1) Löwe.
Rechte Schmalseite

2) Hydra.
Linke Schmalseite

3) Hirsch.

Deckel

4) Eber.

5) Augeas-Stall.

6) Stymphaliden.

7) Stier.

8) Geryones.
Vorderseite des Behälters

9) Rosse.

10) Hesperiden.

11) Amazone.

12) Cerberus.

Somit sind die sieben ersten Thaten in derselben Reihen-
folge wie bei Apollodor dargestellt, d. h. der Hirsch vor
dem Eber und der Augeas-Stall vor den Stymphaliden. Die
Hesperiden sind wie auf 113 zwischen Rosse und Ama-
zone gestellt. Eigentümlich ist nur, dass auch der Geryones
seinen Platz gewechselt hat und an die achte Stelle hinter den
Stier getreten ist. Offenbar waren hierfür künstlerische Ge-
sichtspunkte massgebend. Die Hesperiden sollten die Mitte,
der Löwe und der Cerberus als erste und letzte Arbeit
die Ecken der Vorderseite einnehmen (s. Matz Annali
deW Instituto XL 1868 p. 261). So musste eines der beiden
auf 113 zwischen Hesperiden und Cerberus fallende Aben-
teuer weichen, entweder der Geryones oder die Amazone;
das Loos traf den Geryones. An den Ecken des Deckels
sind die Scenen hinzufügt, die wir für 116 vermutungs-
weise angenommen haben, Hercules als Kind die Schlangen
würgend und der verklärte Hercules im Olymp. Bemer-
kenswerth ist, dass auch hier die Amazone ihren Ehren-
platz noch nicht hat.

Die dritte Gruppe bilden die grossen Säulensarkophage
(126—131). Die einzelnen Abenteuer sind in die Inter-
columnien verteilt und offenbar als statuarische Gruppen
gedacht; Hercules ist in ungleich grösseren Dimensionen
 
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