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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0159
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TAFEL LXXXIII DIE CALYDONISCHE JAGD 242—244 . £

Gegensinn dem Oeneus auf 233. An dem vor ihm stehen-
den Jüngling sind ergänzt der Kopf, der natürlich nicht
bärtig sein dürfte, der rechte Unterarm, die linke Hand
mit dem Speer, von dem indessen wohl antike Ansatz-
spuren dagewesen sein werden, ferner das rechte Bein
mit Ausnahme des Fusses und das ganze linke Bein. In
Stellung, Armhaltung und Gewandung erinnert diese Figur
so sehr an den Meleager in der ersten Scene auf 226.
229 und 230, dass sich darüber streiten lässt, ob nicht
wirklich dieser gemeint sei und ob somit diese Sarkophag-
Platte nicht richtiger zu der ersten zweiscenigen Classe zu
stellen gewesen wäre. Sie würde dann der einzige Re-
präsentant einer Gruppe sein, bei der in der Streitscene,
wie auf 231. 233—235 die Figur des Meleager, so die der
Atalante ausgelassen wäre. Da sie aber im übrigen mehr
mit 242 und 244 übereinstimmt, als mit den Exemplaren
der ersten Classe, und da auch auf jenen beiden sowie
auf dem Säulen-Sarkophag 30g neben Oeneus ein Jüng-
ling in demselben Typus sich findet, der gewiss nicht als
Meleager, sondern als ein gewöhnlicher Jäger gedacht ist, so
ist die Einordnung in die zweite Classe vorgezogen worden.
Natürlich soll dadurch die Thatsache nicht verdunkelt
werden, dass das Exemplar, ebenso wie 231—235, dem
Uebergangsstadium von der zweiscenigen zur einscenigen
Composition angehört; vgl. oben S. 272f. An Orcus sind
ergänzt der Kopf, der rechte Arm vom Deltoides abwärts,
die linke Hand mit dem hier unmöglichen Stab, das rechte
Knie mit Umgebung und das ganze linke Bein mit Aus-
nahme der Zehen. Er hat dieselbe gebückte Haltung wie
auf 242 und trägt auch wie dort das Köcherband. Doch
ist das Pantherfell so gelegt, dass er schwerlich mit der
Rechten dessen einen Zipfel gefasst haben kann; vielmehr
wird er mit dieser Hand, wie auf 235. 239. 240, den neben
ihm laufenden Hund an der Leine geführt haben, von dem
wenigstens das Hintertheil antik ist. Links von Orcus sieht
man im Hintergrund einen nach rechts gewandten jugend-
lichen Kopf, rechts von ihm den Kopf und den mit der
Chlamys bekleideten Oberkörper eines in Vorderansicht
stehenden Jünglings. Diana, an der der Kopf, der Köcher,
der rechte Unterarm, die linke Hand mit dem Bogen bis
auf dessen unteres Ende, das rechte Bein und ein grosses
Stück des flatternden Chlamys-Zipfels modern sind, ist wie
auf 236 in Vorderansicht gestellt. Zwischen ihren Füssen
ein nach rechts springender Hund mit modernem Kopf und
rechtem Vorderbein. An dem vor Diana stehenden Dios-
curen sind ergänzt die Gesichtsmaske, der linke Ellen-
bogen, der herabfallende Zipfel der Chlamys und das rechte
Bein, alles jedoch, wie die Vergleichung mit 242 zeigt, im
Wesentlichen richtig und wohl auf Grund antiker Ansatz-
spuren. Auch der Pileus ist noch kenntlich. Mit der
ausgestreckten Rechten berührte dieser Dioscur natürlich
Meleagers rechten Arm, den der Restaurator viel zu

klein gebildet und viel zu hoch gestellt hat. An dem
zweiten Dioseuren sind nur der Kopf, der jedoch nach
rechts gewendet und mit dem Pileus hätte versehen werden
müssen, und der obere Theil der Lanze modern. Sonst
stimmt er in Haltung und Bewegung mit dem entsprechen-
den Dioscuren auf 242 überein, nur dass die linke Hand
nicht mit einem Gestus des Staunens, sondern zeigend er-
hoben ist. Auch ist sein Körper fast ganz von der Chla-
mys bedeckt und fehlt im Hintergrund der Pferdekopf. An
Mel eager sind ausser dem schon erwähnten rechten Arm
modern sein Kopf, der linke Unterarm mit dem darüber
fallenden Theil der Chlamys und die Speerspitze, das rechte
Bein bis auf den Fuss und das linke bis auf einen kleinen
Rest der Zehen, an dem Hund neben ihm der Kopf, an
Atalante Kopf, Köcher, rechter Unterarm und die linke
Hand mit dem Bogen, dessen unteres Ende aber erhalten
ist, am Eber beide Ohren, die Schnauze und beide Vorder-
beine, an dem Hund vor ihm der Kopf. Der Jäger über
der hier deutlich erkennbaren Höhle hätte natürlich mit
erhobenem und einen Stein schleudernden rechten Unter-
arm ergänzt werden müssen. Ausserdem ist seine linke
Hand bis auf zwei Finger modern. In der rechten
Hand des Speerschleuderers fehlt auf Eichler's Zeich-
nung der Speer und die Fingerstellung scheint einen
solchen in der That auszuschliessen. Ob aber wirklich
diese Hand nur mit solchem Gestus der Verwunderung
erhoben war oder ob sie wie auf 228 und 246 einen
von Eichler übersehenen Stein zum Wurf erhob oder
ob sie nicht doch modern ist, lässt sich bei der Höhe, in
der das Relief eingemauert ist, nicht controlliren. Sicher
modern sind an dieser Figur Gesicht und Vorderschädel,
der grösste Theil des linken Armes mit der Speerspitze
und der linke Unterschenkel. An Ancaeus sind der ganze
rechte Arm und der grösste Theil des Kopfes modern; dass
dieser aber in der That bärtig und nach links gewandt
war, ist durch den erhaltenen antiken Theil der rechten
Gesichtshälfte und des Kinnes gesichert. Die Figur ent-
sprach also mehr dem Ancaeus auf 231, als dem auf 242.
An dem stehenden Verwundeten sind ergänzt der Kopf,
das linke Bein, der rechte Arm und der linke Unterarm,
der natürlich auf den Speer gestützt gewesen sein wird.

Vermuthlich aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahr-
hunderts.

244) P. Rom, Pal. Albani. Fig. 244. L. 1,80.
H. 0,55. Rh. 0,55. Zeichnung von Eichler 1892.

Litteratur: Zoega App. Fol. 132 b Nr. 13; Ders. Li Bassi-
rilievi antichi di Roma 1808 I p.jts. nr. IV; Matz a. a. O.
p. 78 (EE); Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom 1881
II S. 394 Nr. 3244.

Diese Vorderseite Fig. 244 ist eine sehr zerstörte
Replik von 242 und 243. Oeneus wie auf 242. Neben

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