Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0028
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Q. PELOPS.

Unter den Pelops-Sarkophagen ist die griechische Klasse
bis jetzt durch ein einziges Exemplar vertreten 322, in dem
der Mythos in vier Szenen erzählt wird, von denen immer
zwei eng zueinander gehören: auf der Vorderseite der Ein-
tritt des Pelops bei Oinomaos; dazu gehört die rechte
Schmalseite mit der liebeskranken Hippodameia; auf
der Rückseite der Todessturz des Oinomaos; dazu ge-
hört die rechte Schmalseite mit der Entführung der
Hippodameia über das Meer, wobei sich allerdings,
wie sich zeigen wird, eine kleine Disharmonie einschleicht.
Vielfach sind dieselben Typen verwandt wie auf den Hip-
polytos-Sarkophagen.

Für die römische Klasse 323—329 ist es charakteristisch,
daß Pelops die Hippodamia nicht mit auf seinen Wagen
nimmt. Vielmehr ist sie nur Zuschauerin bei der Wett-
fahrt, die einem Rennen im Zirkus immer ähnlicher wird,
so daß zuletzt die Königstochter sogar in einer Loge Platz
nimmt1). Wir unterscheiden eine Gruppe mit einer, eine
zweite mit drei und eine dritte gleichfalls mit drei Szenen;
zu dieser dritten stellen wir auch das einzige Exemplar,
das vier Szenen hat, 328.

Die erste Gruppe ist nur durch einen Kindersarkophag
vertreten, 323; dargestellt ist der Todessturz des Oeno-
maus, jedoch in ganz anderem Typus als auf 322.

Auch von der zweiten Gruppe ist bis jetzt nur ein
einziges Exemplar 324 bekannt, das in Tunis zutage ge-
kommen ist und manche Eigentümlichkeiten aufweist. Die
erste Szene ist auf der linken Schmalseite angebracht:
Pelops vor dem Tor des Oenomaus, an dem die
abgeschnittenen Köpfe der früheren Freier hangen. Die
zweite, die ungefähr ein Drittel der Vorderseite einnimmt,
stellt Pelops vor Oenomaus dar, aber in anderem Schema
als auf dem griechischen Sarkophag, die dritte, die Haupt-
szene, die auch auf die rechte Schmalseite übergreift, den
Moment vor der Wettfahrt.

Bei der dritten Gruppe, deren Vertreter 325—329
sämtlich stadtrömisch sind, stellt die Hauptszene den
Sturz des Oenomaus dar; sie nimmt die Mitte und
meistens auch den größten Raum ein. Der Typus ist so-
wohl von dem der ersten Gruppe als von dem der grie-

*) Darauf spielt Philostrat epist. 47 an: oux ^xouoa; töv riiXo-o;
opo'ixov; oux e^TjXujoa; xrjv ix ilsatpou yajj.YjOsTaav;

chischen Klasse verschieden. Dieser Szene geht links voran
die Begegnung des Pelops mit Oenomaus wie bei der
zweiten Gruppe; an der Ecke ist meist wie dort das Ein-
gangstor mit den abgeschnittenen Köpfen ange-
bracht. Auf 328 ist dieser Vorgang in zwei Szenen zer-
legt, wie bei der zweiten Gruppe. An der rechten Ecke
schließt sich die Vermählung des Pelops mit der Hip-
podamia als letzte Szene an.

Die Motive der beiden letzten Szenen sind den Zirkus-
und Hochzeitsdarstellungen entlehnt; auch der Ankömmling
vor dem Herrscher ist ein abgegriffener Vorwurf, der nicht
zur Annahme einer Vorlage aus der höheren Kunst nötigt2).
Ebenso könnte die Szene, wie Pelops die am Tor befestig-
ten Köpfe der früheren Freier betrachtet, ganz gut in dem
Kreise der Sarkophagarbeiter erfunden sein, wenn sie sich
nicht mit einem Satz Hygin's deckte, fab. 84: multis inter-
fectis novissime Pelops Tantali filius cum venisset et capita
humana super valvas fixa vidisset eorum qtii Hippo-
damiam in uxorem petierant*) poenitere eum coepit. Das
nötigt, zunächst wenigstens für diese Darstellung eine lite-
rarische Quelle anzunehmen. Ohne Zweifel war es eine
dramatische; denn die Beschreibung der Szenerie ist be-
kanntlich für den Prolog der Tragödie ein beliebter
Gemeinplatz. Die beste Parallele ist Euripides Iph. T. 74 f.

OP dpif/oii; o' bis aüxot>; azuX' 6pa<; ^pi7]fjiva;
riY tttiv xaxöavovTtov •( äxpodma £=viov.

Aber auch die Prologe der Euripideischen Hypsipyle und
der Sophokleischen Elektra lassen sich vergleichen. So
werden wir also doch auf das Drama geführt, und es ent-
steht die Frage, ob nicht das Stück, dessen Hypothesis
Hygin, wenn auch wahrscheinlich Fremdartiges einmischend,
gibt, auch bis zu einem gewissen Grade die Quelle für die
Sarkophagarbeiter war. Dafür spricht noch ein weiteres

2) Sehr glücklich ist dieser Moment auf einem rothgurigen Skyphos
aufgefaßt (Ausoma VII 1902 tav.2.3). Pelops, dem ein Negerknabe seinen
Säbel nachträgt, tritt vor den thronenden Oinomaos, hinter dem Hippo-
dameia steht. Zwischen dem König und Pelops hält Myrtilos das ver-
hängnisvolle Rad bereit. Darüber blicken aus einer Öffnung in der
Stallwand die vier Pferdeköpfe heraus. Über Pelops erscheint als dessen
Schutzgöttin Aphrodite. So sind die Hauptfiguren des Mythos in einer
charakteristischen Situation zusammengestellt, ohne daß man an eine be-
stimmte poetische Quelle zu denken hätte.

3) Vgl. Apollod. IX 2, 5: -ä? os x£<pciXä? tüiv [AVYjaTYjpcuv sxrsixvtuv
oixia TrpoaöTcarraXsusv. Nonn. XX 152 f.
 
Annotationen