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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0092
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U. PROSERPINA.

Wegen ihrer durchsichtigen Symbolik die umfangreichste,
aber auch die einförmigste aller Sarkophagkategorien. Für
die Ausschmückung der Vorderseite werden bald drei, bald
nur zwei Szenen verwandt, die zwar etwas variiert werden,
aber kaum eine künstlerische Entwickelung durchmachen,
die Überraschung der blumenpflückenden Proser-
pina, ihre Entführung und das Suchen der Ceres, wo-
von aber die erste auf den älteren und besseren Exemplaren
fehlt. Man könnte die große über 60 Nummern umfassende
Masse nach der Anzahl der Szenen, der Richtung der Dar-
stellung, dem Typus der Entführungsszene, der Bespannung
des Cereswagens einteilen, würde aber bei gleichmäßiger
Berücksichtigung aller dieser Kriterien eine Unmenge von
Klassen erhalten, was der Übersichtlichkeit nicht förderlich
wäre. Wir ziehen es deshalb vor, nachdem wir das
Fragment eines Girlanden-Sarkophags 358 als erste
Klasse vorangestellt haben, der Klasseneinteilung die Be-
spannung des Cereswagens zugrunde zu legen und die
drei übrigen Kriterien erst bei der Zerlegung dieser Klassen
in einzelne Gruppen zu berücksichtigen. Wir bezeichnen
somit als zweite Klasse (35g—392) die Sarkophage, auf
denen der Wagen des Ceres von Schlangen, als dritte
(393—42°) die, auf denen er von Pferden gezogen wird.
Numerisch halten sich, wie man sieht, beide Klassen un-
gefähr die Wage.

Die II. Klasse — Ceres auf Schlangenwagen —
zerlegen wir in folgende Gruppen:

a) Zweiszenig: Richtung nach rechts. R. die Entführung,
1. Ceres 359—378.

b) Dreiszenig: Richtung nach links. L. die Entführung,
r. Ceres, dazwischen die blumenpflückende Proser-
pina allein 379—386.

c) Dreiszenig: Richtung nach rechts. R. die Entführung,
1. Ceres, dazwischen die Überraschung der blumen-
pflückenden Proserpina durch Pluto (387—392).

Bei der III. Klasse — Ceres auf einem Gespann
von Pferden — geht die Richtung stets nach rechts, so
daß die suchende Ceres stets links zu stehen kommt. Hier
bildet die Stellung des Pluto in der Entführungsszene ein
weiteres Kriterium für die Einteilung. Danach erhalten wir
folgende Gruppen:

a) Zweiszenig: r. die Überraschung der Proserpina beim
Blumenpflücken, 1. Ceres 393.

b) Dreiszenig: in der Mitte die Überraschung (einmal
397 Proserpina allein), r. die Entführungsszene mit
Pluto in Vorderansicht 394—409.

c) Dreiszenig: in der Mitte die Überraschung (zweimal
410. 4111 Proserpina allein), r. die Entführungsszene
mit Pluto in Rückenansicht 410—420. Von den bei-
den letzten Exemplaren sind nur die für diese Gruppe
charakteristischen Schmalseiten erhalten.

Von diesen Gruppen ist die erste Gruppe der II. Klasse
die älteste und somit die Bespannung des Cereswagens mit
Schlangen das ursprüngliche. Wenn diese später durch
Pferde ersetzt werden1), so liegt dieser Änderung, wie man
längst erkannt hat, das Bestreben zugrunde, die beiden
Wagengruppen einander möglichst ähnlich zu machen, um
den Eindruck der Symmetrie zu verstärken. Was aber die
Szeneneinteilung betrifft, so wird diese häufig dadurch ge-
wissermaßen wieder aufgehoben, daß Figuren der verschie-
denen, in Wirklichkeit zeitlich getrennten Szenen zueinander
in Beziehung gesetzt werden, als ob sich die Vorgänge gleich-
zeitig abspielten. Schon bei der ersten Gruppe der zweiten
Klasse muß ein naiver Beschauer, namentlich wenn er den
Mythos nicht kennt, durchaus den Eindruck gewinnen, als
folge Ceres ebenso unmittelbar dem Wagen des Pluto wie
Minerva, Diana und Venus, zumal auf 377. 378, wo die
knienden Gespielinnen der Proserpina sich nach dem Wagen
der Göttin umschauen, als ob sie sein Herannahen bemerkten;
nur bei 359, wo als erstes Ziel der Göttin das durch Personi-
fikationen vertretene Eleusis angegeben ist, fällt dieser Ein-
druck fort. Bei der zweiten und dritten Gruppe dieser Klasse,
wo sich zwischen die beiden Gespanne die Überraschungs-
szene einschiebt, ergibt sich eine strengere Szenentrennung
von selbst, und doch wird auch hier zweimal die Überraschungs-
szene mit der Fahrt der Ceres dadurch in unmittelbare Ver-
bindung gesetzt, daß Minerva entweder die Göttin herbei-
holt und sie mit ausgestreckter Hand auf die der Proserpina

*) Wenn Ceres auch auf der Schale des Canoleius (Pagenstecher
Calenische Reliefkeramik S. 74 fr. Nr. 114 c. Abb. 34 s.u.) auf einem Rosse-
gespann fährt, so ist auch hierfür das die ganze Komposition beherrschende
Prinzip strenger Responsion maßgebend. Das Zusammentreffen ist ein zu-
fälliges, wenn es auch aus derselben Wurzel entsprossen ist.
 
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