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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0115
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TAFEL CXXIII 382—384

473

in der ausgestreckten Rechten die Zügel, wird aber hierbei
von einem Amor unterstützt, der vor ihm auf dem Wagen
steht und sich weit vorbeugend die Zügel weiter unten
gefaßt hat. Mercur wie auf 382. Über den Pferden wird
der Oberkörper der mit einem Diadem geschmückten Venus
sichtbar, die den rechten Arm emporhebt. Ohne Zweifel
hielt sie mit der verlorenen Hand, wie auf 384, zeigend
den Granatapfel empor, dessen Genuß Proserpina unwider-
ruflich zur Gattin ihres Räubers machte {Hymn in Cer. 372 ss:
393 ss. Ovid Met.V 534-w. Fast. IV 607 ss.). Die unter dem
Gespanne gelagerte Tellus scheint, wie auf 384, mit beiden
Händen das Füllhorn gehalten zu haben. Links von ihr
steigt bis zu den Hüften der Ianitor Orci auf, die Arme
zum Empfang des Pluto öffnend. Neben seiner linken Hüfte
wird eine kleine Schlange sichtbar, entweder die Pforten
der Unterwelt andeutend oder aus seinen Hüften heraus-
wachsend; keinesfalls ist sie als Schlangenfuß zu verstehen.
Hinter dem Ianitor sehr zerstört der Cerberus. Minerva
eilt mit ausgestrecktem rechten Arme dem Wagen des Pluto
entgegen wie auf 382; über das Attribut der verlorenen
rechten Hand s. zu 384. Hinter ihr entfernt sich nach
links Diana, auf dem Rücken den Köcher, in der Linken
den Bogen, von dessen beiden Enden die Bruchstellen im
Reliefgrund herrühren; im Haar trägt sie ein Diadem.

Die blumenpflückende Proserpina ist in derselben Stel-
lung dargestellt wie auf 37g. Sie ist hier von vier Amo-
ren umgeben. Der erste kniet links neben ihrem Blumen-
korb, der zweite drängt sich von rechts an sie heran und
faßte vermutlich ihr Gewand (vgl. 384), den Kopf aber wen-
det er zu der Ceres der anschließenden Szene hin. Die
beiden übrigen Amoren fliegen von beiden Seiten auf Pro-
serpina zu. Vermutlich hielten beide oder wenigstens einer
von ihnen eine brennende Fackel. Über Proserpinas linker
Schulter wird eine Baumkrone sichtbar.

Die suchende Ceres und die ihren Wagen lenkende
Trepidatio der dritten Szene wie auf 379. Nur ist die
Stellung der Ceres weniger pathetisch als dort und ist ihr
Gesicht nach links gewandt.

Ende des zweiten Jahrhunderts.

384! S. Wien, früher Palazzo Modena, jetzt kleine
Hofburg. Fig. 384. Fig. 384a. L. 1,78. H. 0,49. T. 0,50.
Zeichnung von Eiciiler 1878.

Von dem Marchese Thomas Obizzi um 1790 in Rom für das
von ihm gestiftete Museum in Cattajo erworben, das im Jahre 1803
in den Besitz der Herzöge von Modena überging, cavedoni In-
dicazione dei prinzipali Monumenti antichi del Reale Museo Estense
del Cattajo 1842 p, 5 u. 11. Seit 1866 in Wien.

Abbildungen: Braun Antike Marmorwerke 1843 H 4 Vorder-
und rechte Schmalseite. Danach Gerhard a. a. O. Taf. IV 4 (Ges.
Abh. Taf. LXXIX 4), nur die Vorderseite. — Overbeck a. a. O. Atlas
Taf. XVII Nr. 22, nur die Vorderseite (Zeichnung von BoCHEIM).

Literatur: Thiersch Reisen in Italien I 1826 S.305; Welcker
Annali delFInstitutoV 1833p. 146; Cavedoni a.a.O. p.gjss. nr. 1354;
Braun a. a. O. S. 20ff.; Welcker bei C. O. Müller Archäologie der
Kunst 3. Aufl. 1848 S. 536; Gerhard a. a. O. S. 404f. (Ges. Abh. II
S. 478 f.) Nr. 27; Förster a. a. O. S. 201 ff*. Nr. 1; Overbeck a. a. O.
S. 638 Nr. 34; Robert Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und
Kunst IV 1885 S. 279; Ders. Sitz.-Ber. der Berl. Akademie 1915
S. 709 ff.

Die Vorderseite Fig. 384 stimmt fast genau mit 383
überein. In der Entführungsszene Pluto, Proserpina und
Mercur wie dort. Der die Zügel mit anfassende Amor
wendet den Kopf nach Proserpina um, was wohl auch für
383 anzunehmen ist (s. Fig. 383'). Venus, mit Diadem, hält
in der erhobenen Rechten den Granatapfel, in der Linken
ein Szepter, dessen oberer Teil abgebrochen ist. Sie ist
hier nur von einem Amor begleitet, der über ihrer rechten
Schulter sichtbar wird und ihr etwas zuzuflüstern scheint.
Hingegen sind die Figuren unter dem Gespanne hier anders
angeordnet wie auf 383. Zuerst der nur mit seinen Köpfen
aus dem Boden auftauchende Cerberus, dann der Ianitor
Orci, die Arme geöffnet, wie auf 378. 383; die Schlange
erscheint hier neben seiner rechten Hüfte; endlich Tellus
mit einem Füllhorn in beiden Händen. Die von links her-
beieilende Minerva hält mit der Rechten einen Zweig zei-
gend empor; es ist der Zauberzweig, von dem Bd. III 1
S. 23 gehandelt ist, der Zweig, der dem Lebenden sowohl
den Eintritt in den Orcus gestattet als die Rückkehr zur
Oberwelt verbürgt und den sie tröstend der Proserpina
zeigt. So bildet sie das Gegenstück zu Venus. Diese hebt
den Granatapfel, dessen Genuß Proserpina an die Unter-
welt kettet, Minerva den Zauberzweig, der ihr wenigstens
für einen Teil des Jahres die Rückkehr zur Oberwelt er-
möglicht. Daß auch auf 382. 383 Minerva denselben
Zweig in der verlorenen Rechten hielt, darf mit Wahr-
scheinlichkeit angenommen werden, obwohl auf 382 Venus
fehlt.

Die blumenpflückende Proserpina erscheint in dersel-
ben Stellung wie auf 37g. 383; nur trägt sie hier ein Dia-
dem, ihr Gewand ist wie auf 383 von der rechten Schul-
ter abgeglitten, ihr linker Arm ist wie dort in die Höhe
gestreckt. Von rechts nahen sich ihr drei Amoren, die
staffelartig übereinander angeordnet sind; der untere faßt
sie am Gewand, indem er den Kopf wie auf 383 nach rechts
umwendet, der mittlere berührt mit der Rechten ihre Brust,
der obere schwebt mit einer brennenden Fackel in beiden
Händen über ihrem Haupte.

Die suchende Ceres und Trepidatio wie auf 383,
Trepidatio dreht ihren Kopf nach der Göttin um, was
wohl auch dort der Fall war (s. Fig. 383').

Auf der rechten Schmalseite Fig. 384a eine Sphinx
mit einem Diadem, auf der linken desgleichen.
 
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