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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0199
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ODYSSEUS

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I—VIII stammen. Dargestellt war das Abenteuer des
Odysseus mit der Skylla. Über die Art, wie das Meer-
ungeheuer gebildet war, ist es bei der trümmerhaften Er-
haltung nicht leicht ins klare zu kommen. Erhalten sind
nur der Kopf des einen der aus ihren Lenden hervorwach-
senden Hunde und vier Finger ihrer linken Hand; mit dieser
umfaßt sie einen Delphin, den sie gefangen zu haben scheint,
wie sie auf einer apulischen Amphora (Lenormant et de Witte
Elite ceramograph. III 36) in einer Hand einen erbeuteten

1461

Polypen hält und wie auch die Odyssee ausdrücklich hervor-
hebt, daß die Skylla nach Delphinen und andern Seegetier
fischt, {jl. 95 ss.:

otÜTou 8' t^öoaa, axoTrsXov TrsptjJicxifJKuwaa,
BsXcpiv'd'c ~£ xöva; ts xal et tto&i [xstCo^ stagaiv
-/■?]to;, a jxupta ßoaxsi cqdaTovo; 'Ajxcpixpi'r/j.

Nach dem gefangenen Delphin wendet sich mit gierigem
Ausdruck der Hundekopf, als ob er seinen Anteil an der
Beute verlange. Es scheint also, daß Skylla sich bis jetzt
um das herannahende Schiff des Odysseus noch gar nicht
gekümmert hat. Merkwürdig ist aber, daß ein rechter
Menschenarm, der nur einer außerhalb des Schiffes befind-
lichen Person gehören kann, sich von oben an diesen Hunde-
kopf anklammert. Es muß also einer der Gefährten des
Odysseus, vielleicht infolge der von der Charybdis ausgehen-
den Brandung, ins Meer gestürzt sein; er wird nun von
einem andern der Skyllahunde bedroht, wie wir es ähnlich
auf einer Bronzeschale aus Boscoreale (Walters Caial. of
bronzes of tke Brit. Mus. pl. 25) sehen. In seiner Verzweiflung

sucht er an dem erhaltenen Hundekopf einen Halt. Vgl.
1462. Von dem Schiff des Odysseus ist nur das Vorderteil
erhalten, dessen Bug mit einem Seestier geschmückt ist: „la
parte piii alta della prora e ornata d1 un toro marino, eseguito
in basissimo rilievo, in atto (Tassalire cozzando colle corna e
sferzando in poderose spire colla coda biforcata di pesce"
Sticotti. In dem Schiffe ist, zunächst dem Bug, der Rumpf
eines Mannes erhalten, bekleidet mit einer Chlamys, deren
Saum die linke Hand krampfhaft gepackt hat; seine rechte,
fast ganz im Schatten liegende Hand zückt einen Dolch:
„s' avventa col corpo in avanti difendendosi con un pugnale,
che tiene brandito nella destra" Sticotti. Schwerlich ist es
Odysseus, den wir mehr nach der Mitte des Schiffes hin
suchen werden, und der, wenn er auch nicht wie in der
Odyssee gepanzert war, doch wie auf der Schale des Cano-
leios den Speer als Waffe geführt haben wird, s. Pagen-
stecher Calenische Reliefkeramik S. 81 Abb. 36. Vielmehr
läßt der Künstler nicht nur Odysseus selbst, sondern auch
einen oder mehrere seiner Gefährten, der Mahnung der
Kirke uneingedenk, gegen Skylla zu den Waffen greifen.
Vor dem Leib dieser Figur ist noch der ausgestreckte rechte
Unterarm eines weiteren Gefährten erhalten, der mit der
Hand eine Gebärde des Bedauerns macht, die ohne Zweifel
dem über Bord Gestürzten gilt.

Das Schiff des Odysseus und die Figur der Skylla, mag
diese auch noch so einen breiten Raum eingenommen haben,
reichten indessen zur Ausfüllung der Vorderseite des Sarko-
phags nicht aus. Es fragt sich daher, ob der Bildhauer,
im Widerspruch zu der Odyssee, den Odysseus noch im
Besitz mehrerer Schiffe sein ließ, oder ob er noch ein wei-
teres Abenteuer des Odysseus dargestellt hat, als welches
nur das unmittelbar vorhergehende, die Vorbeifahrt an der
Insel der Sirenen in Betracht kommt. Da sich aber auf
griechischen Sarkophagen die Vereinigung zweier verschie-
dener Szenen bisher nur ein einziges Mal gefunden hat
(III 433), so wäre es möglich, daß er nur die drei Sirenen
auf ihren Klippen ohne das vorüberfahrende Schiff des
Odysseus dargestellt hätte, oder daß, wie auf 1462, rechts
die Charybdis dargestellt war.

1462) F. Verschollen. Fig. 1462 nach Inghirami.

Abbildung: Inghirami Galleria omerica III 1836^.102 (nach
einer Zeichnung Stackelbergs).

Literatur: Inghirami a.a.O. IIIp.zjis.; Overbeck Heroische
Gallerie 1857 S. 797 Nr. 79; O. Waser Skylla und Charybdis 1894
S. 139 Nr. 35 ; Ders. in Roschers Mythologischen Lexikon IV S. 1052
Nr. 1; Th. de Wahl Quomodo monstra marissa artifices graeci finxe-
rint [Diss. Bonn.) 1896 p. 4 nr. 3.

Erhalten war nur der untere Teil des Reliefs, wie es
scheint fast in seiner ganzen Länge; denn rechts erkennt
man die untere Ecke, und links kann nur wenig fehlen.

Links der untere Teil der Scylla und rechts von ihr

der Vorderteil des Schiffs des Ulixes. Unter dem Blätter-

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