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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 2) — Weimar, 1795

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https://doi.org/10.11588/diglit.2630#0094
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Insîctcn. VL

B. IL No.. 3u

KOSTBARE INSECTEN.

A^wcy der kostbaresten Insecten sind die Coche-
n'tlle und der Rennes, denn sie geben unsern Fär-
bereyen allein die schöne und ächte Scharlach-
wnd Kermebin- Farbe. Man hielt sie lange aus
Unkenntniss der Naturgeschichte für Pßanzen-
Theile ; allein es sind wahre Insecten, wie wir
gleich sehen werden.
No* i» Die Cochenille*
(Coccus Cacti. L)
Die Cochenille isi ursprünglich in Mexico zu
Hause, und eine Art von groLer SchildJaus, wel-
che auf der Nopal- Pssanze (Opuntia Cacti LS) einer
Art von Indianischen Feigen, lebt, und sich von
dessen Safte nährt. Der Nopal ist eine von den
sonderbaren Pslanzen, welche keinen Stamm und
Zweige haben, sondern aus lauter beynahe Fin-
gerdicken grünen Blättern bestehen, davon im-
mer ein Blatt aus dem andern herauswachst, wel-
che gelbe Blüten tragen, und mit Büscheln spitzi-
ger Stacheln besetzt sind. Auf diesen Blättern
mm lebt, vermehrt sich und stirbt die Cochenille,
welche die Grösse einer Wanze, und über sich
ein schwarzes eckigtes Schild mit zwey gelben
Flecken hat, unter é»m Bauche aber roth ist;
wie /*/». a. und c. sie in nasürücher Grösse, r'%
h. und d. aher dieselbe vergrössert zeigen. Die-ss
sind aber nur die Weibchen , welche auch zur
Farbe gebraucht werden; denn die Männchen
sind weit kleiner, haben Flügel, erscheinen nur
zur Paarungs - Zeit, und verschwinden dann
wieder.
i In Mexico zieht man den Nopal und die Co-
chenille daraus in grössen Plantagen, und hat da-
von jährlich d'rey AeriVisTteji. Man- fegt neinlich
diese Insecte» mit kleinen Bürsten von den No-

pal-Blättern in Gesässe, besprengt die ganze
Masse mit Esaig oder heissein Wasser, um sie zu
tödten , und trocknet sie dann an der Sonne oder
auf heissen Blechen; so ist sie als Farbe»«Stoff
fert;g. Als dieser sieht sie Kothgrau, und wean
si© mit Essig benetzt wird, roth aus, wie Fig. *«
uni |. sie natürlich gross, und Fig. s. und h. ver-
grössert zeigt. Man rechnet dass 70,000 solchev
Insekten auf 1 Pfund Cochenille gehen, uud-das
jährlich an ßoo.coo Pfund davon ans Amerika
nach Spanien , welches diesen wichtigen Ilaudôî
fast allein treibt, gehen..
No, 2. Der Kermès,
ÇCoccus IJkis. L)
Die Kerwes oder Scharlachheeren, welche man?
sonst für eine Frucht hielt, sind gleichfalls nicht*
anders ah eine Art von Schildlaus, welche sich
in de/ii Winkeln der Zweige der Scharlach-Eiche
(Quereus coeeifera LS) die in Süd -Europa wächstr
und nur etliche Fuss hoch wird'* festsetzt, bis zur
Grösse einer Wachholderbeere anschwillt, unrt
schön rorh aussieht. Diess sind gleichsalls nur die
Weibchen, und die Männchen sind, wie her der
Cochenille, geflügelt, nur zur Paarungs-Zeit da,.,
und verschwinden dann wieder. Dies« Kermes-
Weibchen krazt man von den Zweiten der Schar-
lacheiche ab, tödtet sie mit Essig, und trocknet
sie an der heissen Sonne, woraus dann die Ker-
wes - Körner als eine Handelswaare ent^tehen-
Man särbt damit beynahe noch mehr, als mit der
Cochenille, Scharlach und andere - ächs rot'ie wol-
lene und seidene Waaren. Auch ist der Kermès-
in der X'ärberey weit älter und länger bekannt sls-
die Cochenille. Eben daher ha* aifich di& Lûrm?~
sin- färbe- ihren: Nahmen,
 
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