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Ein Havelarm zwischen Behnitz und Altstadt?

Der älteste Plan der Spandauer Altstadt, der über die
Blockeinteilung hinaus auch die einzelnen Parzellen
darstellt, entstand 17244' (Abb. 2, vgl. dazu Abb. 1;
auf die Abbildungen 1-7 wird im folgenden nicht stän-
dig hingewiesen, es ist jedoch sinnvoll, sie immer wie-
der heranzuziehen); er gibt — so ist trotz einiger Be-
denken im einzelnen anzunehmen5' — in den Haupt-
zügen, d. h. insbesondere in der Straßenführung und
prinzipiell auch in der Grundstücksaufteilung, noch
die mittelalterliche Stadt wieder. Auf den ersten Blick
erscheint hier das ,,Ei" der Altstadt als eine in sich ge-
schlossene Einheit, entstanden aus natürlichen Bedin-
gungen und durchaus praktischen Erwägungen, in-
dem angelehnt ans Havelufer durch den weiten Bogen
der Stadtbefestigung eine angemessen große Sied-
lungsfläche abgegrenzt ist. Es fällt jedoch sofort auf,
daß es innerhalb dieses Gebietes zumindest eine klar
erkennbare Sondersituation gibt, die uns zunächst be-
schäftigen soll. Die nordöstliche Spitze des Altstadtge-
bietes, der Behnitz, ist nämlich inselartig vom übrigen
Stadtgebiet abgetrennt, indem er nicht nur östlich vom
Havellauf und nördlich von dem hier sehr breit ein-
mündenden, schon fast als Havelbucht erscheinenden
Stadtgraben begrenzt wird, sondern auch westlich
und südwestlich durch einen schmalen Wasserlauf,

der als eine Art Seitenarm erscheint. Der Teil der In-
sel, der innerhalb der (hier nur rekonstruierbaren)
Stadtmauer lag, weist als Grundstruktur eine Reihe
von gleichmäßig breiten, kleinen Parzellen auf, die
nördlich und südlich an einen gegen Osten sich erwei-
ternden länglichen Platz, den Kolk, anschließen. An-
dererseits verläuft in einigem Abstand südlich des
Wasserarms und parallel zu ihm in sanfter, von Nor-
den gegen Südosten einbiegender Kurve die Havel-
straße. Der Geländestreifen zwischen Straße und
Wasser ist in eine Reihe schmaler Grundstücke aufge-
teilt, deren Grenzen ungefähr konzentrisch auf einen
Punkt zulaufen, der auf dem Platz Kolk gedacht wer-
den kann. Diese aus dem übrigen Altstadtgebiet klar
herausfallende Grundrißstruktur in Verbindung mit
der Tatsache, daß Grabungen an zwei Stellen des
Behnitz slawische Besiedlung etwa seit dem 9. Jahr-
hundert, besonders aber im 11. und 12. Jahrhundert,
erwiesen haben, die im übrigen Altstadtgebiet südlich
davon fehlt, haben A. v. Müller zu der These veran-
laßt, die Parzellierung spiegele hier die Form eines vor
der Stadtwerdung bestehenden Dorfes wider6'.We-
sentlich für diese Idee war sicherlich die Form eines in
Berlin-Düppel gleichfalls unter der Leitung A. v. Mül-
lers ergabenen frühdeutschen Dorfes der Zeit um
 
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