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nach der askanischen Eroberung in Lehen umgewan-
delt oder beseitigt, wobei dieser Vorgang offenbar im
Normalfalle in der 2. Hälfte des 12. Jhs. abgeschlos-
sen war, sodaß der Allodialbesitz des Spandauer
Vogtes um 1240 ein ganz vereinzeltes, schwer deut-
bares Phänomen darstellt.

Nichtsdestoweniger lassen diese Angaben Schultzes
für die Frühentwicklung Spandaus weitere Aussagen
zu. Es fällt nämlich zunächst auf, daß die Burg bei Za-
chow (1375 „curia deserta") wie Spandau direkt an
der alten Fernhandelstraße Magdeburg — Lebus
liegt, und zwar etwa in der Mitte zwischen Branden-
burg und Spandau981. Die Deutung, daß auch diese
Burg, wie jene auf dem Behnitz, bereits sehr früh zur
Sicherung dieser Straße durch ein von Westen ein-
sickerndes deutsches Adelsgeschlecht errichtet wurde,
liegt sehr nahe, und darüber hinaus der Schluß, daß
dies vor 1157 geschehen sein muß, da sonst der Allo-
dialbesitz unerklärlich bliebe. Noch aufregender wird
dieser Gedankengang, wenn wir die dritte Burg dieser
Familie in der Mark betrachten, die in Vehlefanz (Kr.
Oranienburg) liegt und 1248 zuerst erwähnt wird"1.
Sie ist aufgrund ihrer Mottenform wohl wesentlich frü-

her entstanden und liegt nur etwa 20 km nordwestlich
von Spandau exakt dort, wohin der Verlauf der Span-
dauer Havelstraße zielt, die wir ja aufgrund der Ana-
lyse des Stadtplans als älteste Trassierung im Stadtbe-
reich neben der Breiten Straße erkannt hatten, ohne
zunächst erklären zu können, wohin sie in dieser frü-
hen Zeit des 12. Jhs. geführt haben soll. Nimmt man
an, daß wir hier der Expansionspolitik einer Adelsfa-
milie in der 1. Hälfte des 12. Jhs. auf die Spur gekom-
men sind, so erklären sich alle Aspekte des Problems
zwanglos.

Ältester Kristallisationspukt wäre demnach diese frü-
he, vor 1157 entstandene Burg gewesen, die eine be-
stehende Gruppe von slawischen Siedlungen zu be-
herrschen bestimmt war. Unter ihrem Schutz entstand
dann in der 2. Hälfte des 12. Jhs. die deutsche Händ-
lersiedlung, die sich bis spätestens 1232 zur Stadt ent-
wickelt hatte. Die Burg selbst war nach 1157 zwar Al-
lodialbesitz des gründenden Adelsgeschlechtes geblie-
ben, war aber dennoch frühester Sitz der landesherrli-
chen Gewalt in Spandau geworden, da ihre Inhaber
sich als Vögte in den Dienst der Askanier gestellt hat-
ten. .

Die landesherrliche Burg um den "Juliusturm"

Eine wichtige, aus den bisherigen Überlegungen ab-
sichtlich weitgehend ausgesparte Komponente des
mittelalterlichen Siedlungsbildes von Spandau war die
andere, stets als solche erkannte landesherrliche
Burg, nordöstlich der Stadt anstelle der heutigen Zita-
delle. Ist die Lage ihres Kernbereiches durch die erhal-

tenen Bauteile des Bergfrieds (,,Juliusturm" nach ei-
ner schon im Jahre 1400 erwähnten Namens-
gebung1001) und des daneben stehenden Wohnbaues
(,,Haus 2" der Zitadelle, sog. ,,Palas") eindeutig
festgelegt, so muß ihre weitere Gestalt, ihre Entste-
hung und bauliche Entwicklung beim derzeitigen For-

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