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eher um eine spätmittelalterliches Wohngebäude, das
keineswegs unbedingt zur Burg gehört haben muß.
Eher könnte man an den Sitz eines der Burgmannen
denken, die in der Burg Verteidigungs- und Verwal-
tungsaufgaben erfüllten und deren Existenz in Span-
dau in der urkundlichen Überlieferung des 13. bis 15.
Jhs. mehrfach greifbar wird.1401 Der „Kiez" könnte
sich trotz des etwas aufwändigeren Charakters dieses
Baues durchaus in diesem Bereich befunden haben —
hier ebenso wie in der „Vorburg" wäre die Beziehung
zum Wasser, wie sie für Fischer unverzichtbar ist, ge-
nauso gewährleistet gewesen wie die Nähe zu den

beiden 1431 geschenkten Sumpfgebieten.

Abschließend zu erwähnen sind noch zwei Brücken im
Bereich der Stadt Spandau, die urkundlich fassbar,
aber nicht lokalisierbar sind: 1435 und 1439 erscheint
die „Kraft Brügge", 1440 „di lange Brügge"'411. Die
Wahrscheinlichkeit, daß beide mit Wasserläufen zu
tun hatten, die im Burgbereich lagen und beim Zita-
dellenbau verschwunden sind, ist durchaus gegeben
und mit der vorläufigen Rekonstruktion in Abb. 9 gut
zu vereinbaren.

Zusammenfassung

Die Notwendigkeit, auf einem sehr komplexen und
vieldeutigen Faktenmaterial ein System entsprechend
komplizierter Schlußfolgerungen aufzubauen, machte
es unmöglich, im Aufbau der vorliegenden Untersu-
chung chronologisch vorzugehen; dies soll der Klar-
heit halber zusammenfassend nachgeholt werden.

Die Havel trifft im Bereich der späteren Stadt Span-
dau, von Norden kommend, auf ein Hindernis in
Form einer ursprünglich wohl zusammenhängenden
Reihe von flachen Talsandinseln (Abb. 3). Seeartig
aufgestaut, durchbricht der Fluß diese dammähnliche
Situation in mehreren Armen, die sich südlich davon
wieder vereinigen. In diesem Bereich mündet von
Osten ebenfalls mehrarmig die Spree, so daß eine
kompliziert strukturierte Landschaft aus Flußarmen,
Sumpfgebieten und Talsandinseln entsteht.

Die Fernstraße Magdeburg — Lebus, die seit dem 10.
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Jahrhundert eindeutig erschließbar ist, überschritt die
Havel bis zum 12. Jahrhundert im Süden dieses Ge-
bietes. Sie benutzte dafür eine Havelinsel, auf der
mindestens seit dem 8. Jahrhundert eine slawische
Siedlung lag, die eine Burg als Adelssitz und eine
Handwerker- und Kaufmannssiedlung umfaßte
(„Burgwall"). Im Bereich der späteren mittelalterli-
chen Stadt, etwa anderthalb Kilometer nördlich dieses
schon stadtartigen Mittelpunktortes, gab es im 11.
und 12. Jahrhundert gleichfalls slawische Siedlungen,
von denen die eine, auf einer dreiseitig geschützten
Halbinsel liegend (Behnitz), seit der Jungsteinzeit im-
mer wieder bewohnt war, ohne daß über ihre konkre-
te Form und Funktion bisher genaueres zu sagen wä-
re.

Im Zusammenhang der deutschen Eroberung dieses
Gebietes in der Mitte des 12. Jahrhunderts verlagert
sich der Fernstraßenzug nach Norden und benutzt die
 
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