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Fachausdrücke für die Bestandteile von Festungen des 16. Jhs.

Abb. 26: Die Hauptverteidigungslinie einer bastionären Festung des 16. Jhs. besteht aus einem Wall,

meist an der Grabenseite mit Mauerwerk verkleidet. Die fünfeckigen Vorsprünge dieses Walles
heißen Bastionen, die geraden Wallstücke dazwischen Kurtinen. An den Seiten der Bastionen,
d.h. in ihren Flanken befinden sich die Geschützstellungen, die für die Grundrißform der
Bastionen verantwortlich sind: aus den Flanken heraus kann man bei einem Infanterieangriff
im Graben sowohl an der Kurtine flankierend entlangfeuern als auch an der Face der Nachbar-
bastion. Aus diesem Verteidigungsprinzip ergibt sich die Schrägstellung der Facen und damit
die Fünfeckform der ganzen Bastion. Die Flanken sind in der Weise ausgebildet, daß die Ge-
schützstellungen hinter das gegen Feindbeschuß schützende Ohr der Bastion zurückgezogen
sind: die sogenannte zurückgezogene Flanke. Wegen der erheblichen Dampfentwicklung sind die
Geschützstellungen in der Flanke oben offen und bilden daher die Flankenhöfe. Dieses Prinzip
bietet natürlich auch Nachteile: der Beschuß mit Mörsern, deren Geschosse steil von oben ein-
fallen, kann die Flankenhöfe und ihre Geschütze direkt erreichen. Daher gibt es an deren
Rückseite oft gewölbte und durch Erdschüttung zusätzlich geschützte Hallen, in die die Ge-
schütze im Notfall zurückgerollt werden können (oben nicht dargestellt) . Die engste Stelle der
Bastion, zwischen den Flankenhöfen, ist die Kehle. Auf der Plattform der Bastion befinden sich
weitere wichtige Geschützstellungen, die über den Graben hinweg das Vorfeld erreichen können.
Um ihre Reichweite zu vergrößern, können auf den Bastionen oder auf den Kurtinen noch er-
höhte Geschützstellungen, die Kavaliere, geschaffen werden. An der Außenseite des vor der
Hauptbefestigung liegenden Grabens können mittig vor den Kurtinen dreieckige Außenwerke,
die Ravelins, angeordnet werden, die das Schußfeld der Festung vergrößern und den direkten
Angriff auf die Hauptverteidigungslinie verhindern. Sie können von dort aus flankiert werden
und sind gleichfalls durch einen vorgelegten Graben geschützt. An der Außenseite des Grabens
ist als erste Verteidigungslinie der gedeckte Weg angeordnet, eine Feuerstellung für Infanterie,
die durch eine außen ganz flach geböschte Aufschüttung, das Glacis, gegen feindlichen Be-
schuß geschützt ist.

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