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https://doi.org/10.11588/diglit.4715#0007
1. Ziel und Methodik der Burgenforschung im südwestdeutschen Raum
1.1 Zur Entwicklung der Burgenforschung im südwestdeutschen Raum
In über 120 Jahren wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem
historischen Phänomen der mittelalterlichen Adelsburg hat die
spezifische Problematik des Themas schrittweise zur Entwicklung
verschiedener Methoden der Auseinandersetzung geführt. Im Laufe
dieses Prozesses, an dem mehrere Wissenschaften beteiligt waren
und sind, wurden aber zugleich auch die Forschungsziele mit der
Zeit konkreter und umfassender. Der an erhaltenen Burgen reiche
Südwestteil des deutschen Sprachraumes hat in dieser Entwick-
lung eine zentrale Rolle gespielt, und es bietet sich an, den
Prozeß an seinem Beispiel kurz darzustellen. Nur auf dieser
Grundlage kann die vorliegende Einzeluntersuchung in ihren
Zielen und ihrem methodischen Vorgehen verständlich gemacht
werden.
Es sind im wesentlichen zwei Probleme, die das Verständnis des
Bautypus "Adelsburg" als historisches Phänomen erschweren:
einerseits das Problem der Materialfülle, '' andererseits das
einer wenig aussagekräftigen Quellenlage, die immer wieder zum
Verzicht auf historische Interpretationen führte oder aber
sehr freie, an der historischen Realität vorbeigehende Inter-
pretationen zuließ. Zwei Grundzüge sind dabei erkennbar: einer-
seits ein latenter Hang zur Romantisierung, stärker ausgeprägt
in den Veröffentlichungen begeisterter und engagierter Laien
und "Burgenfreunde", ' andererseits die Tendenz, sich in allzu
großer Sachlichkeit auf die reine Darstellung des Baulichen zu
beschränken, wobei die Verbindung zu den historischen, d.h.
wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und kulturel-
len Abläufen fast vollständig verlorengeht. Ein knapper Über-
blick über grundlegende Veröffentlichungen des 19./20. Jhs.soll dies
belegen, wobei neben solchen Veröffentlichungen, die (meist erst
nach 1945) sich auf südwestdeutsche Teilräume beschränken, auch
jene erfaßt werden, die bei umfassenderem Anspruch sich doch
sehr stark auf südwestdeutsches Material stützten und die
dortige Forschung andererseits beeinflußten.
1.1 Zur Entwicklung der Burgenforschung im südwestdeutschen Raum
In über 120 Jahren wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem
historischen Phänomen der mittelalterlichen Adelsburg hat die
spezifische Problematik des Themas schrittweise zur Entwicklung
verschiedener Methoden der Auseinandersetzung geführt. Im Laufe
dieses Prozesses, an dem mehrere Wissenschaften beteiligt waren
und sind, wurden aber zugleich auch die Forschungsziele mit der
Zeit konkreter und umfassender. Der an erhaltenen Burgen reiche
Südwestteil des deutschen Sprachraumes hat in dieser Entwick-
lung eine zentrale Rolle gespielt, und es bietet sich an, den
Prozeß an seinem Beispiel kurz darzustellen. Nur auf dieser
Grundlage kann die vorliegende Einzeluntersuchung in ihren
Zielen und ihrem methodischen Vorgehen verständlich gemacht
werden.
Es sind im wesentlichen zwei Probleme, die das Verständnis des
Bautypus "Adelsburg" als historisches Phänomen erschweren:
einerseits das Problem der Materialfülle, '' andererseits das
einer wenig aussagekräftigen Quellenlage, die immer wieder zum
Verzicht auf historische Interpretationen führte oder aber
sehr freie, an der historischen Realität vorbeigehende Inter-
pretationen zuließ. Zwei Grundzüge sind dabei erkennbar: einer-
seits ein latenter Hang zur Romantisierung, stärker ausgeprägt
in den Veröffentlichungen begeisterter und engagierter Laien
und "Burgenfreunde", ' andererseits die Tendenz, sich in allzu
großer Sachlichkeit auf die reine Darstellung des Baulichen zu
beschränken, wobei die Verbindung zu den historischen, d.h.
wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und kulturel-
len Abläufen fast vollständig verlorengeht. Ein knapper Über-
blick über grundlegende Veröffentlichungen des 19./20. Jhs.soll dies
belegen, wobei neben solchen Veröffentlichungen, die (meist erst
nach 1945) sich auf südwestdeutsche Teilräume beschränken, auch
jene erfaßt werden, die bei umfassenderem Anspruch sich doch
sehr stark auf südwestdeutsches Material stützten und die
dortige Forschung andererseits beeinflußten.