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4. Neu-Windstein

4.1 Beschreibung

Im Rahmen der Untersuchung eines Bauwerkes erfüllt die Baubeschrei-
bung eine grundlegende Funktion. Geht es letztlich darum, das
Bauwerk als Quelle für umfassende gesellschaftliche Entwicklungen
"lesbar" zu machen, so ist die genaue Beobachtung von Einzelheiten
hierfür fundamentale Voraussetzung. Insbesondere gilt dies, wenn
Pläne oder schriftliche Nachrichten zur Bauentwicklung fehlen,
wie es für mittelalterliche Bauten der Normalfall ist. Die Re-
konstruktion des Bauwerkes als Grundlage für die Erkenntnis seiner
historischen Aussage im weitesten Sinne beruht auf Rückschlüssen
aus solchen Einzelbeobachtungen, und es ist daher Gebot wissen-
schaftlicher Nachprüfbarkeit, diese Beobachtungen vollständig
zugänglich zu machen. Der nachvollziehende Leser wird zwar in
der Realität nur dann zu einem abschließenden Urteil über die
Richtigkeit der Beobachtungen und Schlüsse gelangen können, wenn
er den Bau selbst studiert, jedoch ist es durchaus möglich und
nötig, dieses in der Praxis doch nur ausnahmsweise mögliche Vorgehen
durch eine genaue und gut dokumentierte Beschreibung weitgehend
zu ersetzen.

Dies gilt umso mehr im Falle von nicht mehr genutzten und nur
notdürftig instandgehaltenen Ruinen, deren Substanz sich ständig
vermindert. Hier wird die Baubeschreibung zum zwar unzureichenden,
aber einzig möglichen "Ersatz" für die verschwundenen Bauteile.
Dies ist in der Praxis durchaus erlebbar: Während der 1980-1982
vom Verfasser durchgeführten Vermessungen und Untersuchungen auf
Neu-Windstein sind verschiedene Mauerteile verschwunden, darunter
so aussagekräftige wie das Fenster im Obergeschoß des Südbereiches,
das einziger Beweis für das Vorhandensein eines zweistöckigen
Gebäudes der ursprünglichen Bauzeit an dieser Stelle gewesen
ist. Die Spolie liegt heute, zweifellos von Touristen mutwillig
heruntergestoßen, auf dem Hang unterhalb der Burg. Ohne Fotos,
die sie noch in situ zeigen, wäre ihre Herkunft nicht mehr fest-

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