Die beste Analogie nicht nur zum Badehaus, sondern zur Ge-
samtanlage des „Wüsten Steynhuses" bietet jedoch die königli-
che Burg in Obuda/Alt-Ofen, der Vorgängersiedlung von Buda-
pest (Abb. 8). Nach Schriftquellen und Schmuckformen schon
um 1220 entstand dort eine quadratische Vierflügelanlage von
30 m Seitenlänge, mit regelmäßig verteilten Strebepfeilern an
der Außenseite. Sie lag, wie die Oschatzer Anlage, im Flachen
und war nicht unmittelbar von einem Graben umgeben; dieser
folgte erst jenseits eines breiten, an den Ecken ebenfalls von
Strebepfeilern akzentuierten Zwingers44. Auch die Burg in Alt-
Ofen besaß einen Turmakzent, jedoch nicht an den Ecken, son-
dern in der Mitte des Nordflügels, wo der Turm zugleich West-
turm der Burgkapelle war. Auch die Form dieser Königsburg
kennt bisher in ganz Ungarn keinen unmittelbaren Vergleich,
trotz des frühen Eindringens der Gotik in das Königreich.
4. Zusammenfassung
Das ganz vereinzelt in der deutschen Architekturlandschaft des
frühen 13. Jhs. stehende „Schloss" bei Oschatz, dessen Erbauer
wir in Markgraf Dietrich von Meißen nur vermuten können, hat
nichts mit wie auch immer gearteten „orientalischen" Bauten zu
tun. Es handelt sich vielmehr um ein frühes und höchst originel-
les Zeugnis des Eindringens der Gotik ins östliche Mitteleuropa,
das - in den Einzelformen grundsätzlich noch romanisch - mit
vereinzelten, um 1210-30 entstandenen Bauten in Magdeburg,
in Schlesien und Ungarn in Beziehung zu setzen ist. Die Ver-
wandtschaft zwischen ihnen kann zwar nur noch in gestalteri-
43 Julia Altmann u. Herta Bertalan, Öbuda vom 11. - 13. Jh., in: Budapest im
Mittelalter, hrsg. von Gerd Biegel, Braunschweig 1991 (Schriften d. Braun-
schweig. Landesmuseums, 62) S. 113-131, hier: S. 125-128; Istvän Feld,
Ecilburg und Ofen - zur Problematik der Stadtburgen in Ungarn, in: Castrum
Bene 6, Burg und Stadt, Praha 1999, S. 73-88, hier: S. 73-79.
44 Der Rekonstruktionsversuch von Szeker (bei Feld 1999, Abb. 5) stellt die
Zwingennauer viel zu hoch dar.
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samtanlage des „Wüsten Steynhuses" bietet jedoch die königli-
che Burg in Obuda/Alt-Ofen, der Vorgängersiedlung von Buda-
pest (Abb. 8). Nach Schriftquellen und Schmuckformen schon
um 1220 entstand dort eine quadratische Vierflügelanlage von
30 m Seitenlänge, mit regelmäßig verteilten Strebepfeilern an
der Außenseite. Sie lag, wie die Oschatzer Anlage, im Flachen
und war nicht unmittelbar von einem Graben umgeben; dieser
folgte erst jenseits eines breiten, an den Ecken ebenfalls von
Strebepfeilern akzentuierten Zwingers44. Auch die Burg in Alt-
Ofen besaß einen Turmakzent, jedoch nicht an den Ecken, son-
dern in der Mitte des Nordflügels, wo der Turm zugleich West-
turm der Burgkapelle war. Auch die Form dieser Königsburg
kennt bisher in ganz Ungarn keinen unmittelbaren Vergleich,
trotz des frühen Eindringens der Gotik in das Königreich.
4. Zusammenfassung
Das ganz vereinzelt in der deutschen Architekturlandschaft des
frühen 13. Jhs. stehende „Schloss" bei Oschatz, dessen Erbauer
wir in Markgraf Dietrich von Meißen nur vermuten können, hat
nichts mit wie auch immer gearteten „orientalischen" Bauten zu
tun. Es handelt sich vielmehr um ein frühes und höchst originel-
les Zeugnis des Eindringens der Gotik ins östliche Mitteleuropa,
das - in den Einzelformen grundsätzlich noch romanisch - mit
vereinzelten, um 1210-30 entstandenen Bauten in Magdeburg,
in Schlesien und Ungarn in Beziehung zu setzen ist. Die Ver-
wandtschaft zwischen ihnen kann zwar nur noch in gestalteri-
43 Julia Altmann u. Herta Bertalan, Öbuda vom 11. - 13. Jh., in: Budapest im
Mittelalter, hrsg. von Gerd Biegel, Braunschweig 1991 (Schriften d. Braun-
schweig. Landesmuseums, 62) S. 113-131, hier: S. 125-128; Istvän Feld,
Ecilburg und Ofen - zur Problematik der Stadtburgen in Ungarn, in: Castrum
Bene 6, Burg und Stadt, Praha 1999, S. 73-88, hier: S. 73-79.
44 Der Rekonstruktionsversuch von Szeker (bei Feld 1999, Abb. 5) stellt die
Zwingennauer viel zu hoch dar.
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