Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Blum, Gerd
Hans von Marées: autobiographische Malerei zwischen Mythos und Moderne — München, Berlin, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14541#0187

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V. Die Verallgemeinerung persönlicher Themen
(1880-1887)

V.l. Öffentlichkeit und Kunstmarkt
als Adressaten der Gemälde seit 1880
Im Winter 1878 schenkte Marees das von ihm selbst als Orangenbild I bezeichne-
te1, schon in der Nachlassausstellung von 1891 als Die Lebensalter2 (Abb. 78) be-
titelte Gemälde Conrad Fiedler zur Hochzeit. Der Freund und Mäzen hängte es in
seine Wohnräume in San Francesco. Nach den Fresken, deren Fertigstellung fünf
Jahre zurück lag, war es das erste Werk, das Marees durch diese Schenkung einer,
wenn auch beschränkten Öffentlichkeit zugänglich machte. Diese bestand aus dem
Florentiner Kreis um Hildebrand und Fiedler sowie aus Kunstreisenden, die in
Florenz Station machten und San Francesco besuchten. Marees schreibt im Mai
des folgenden Jahres rückblickend an seinen Bruder Georg:
»Diesen Winter habe ich eines meiner Bilder Fiedler überlassen, vorzugs-
weise um zu sehen, wie sich wohl andere Menschen dazu verhalten werden.
Und das ging wider Erwarten gut. F. nahm das Bild mit nach Florenz. Hil-
debrand war ganz hingerissen, lief alle Tage hin, um es zu sehen, versuchte
zuletzt, es zu kopieren. Böcklin setzte sich gleich hin, mir schriftlich zu
gratulieren und vor allen Dingen zuzugeben, daß ich recht habe, indem ich
alles, was nicht zum Zweck führe, beiseite schöbe. Mein Bild habe ihn
ergriffen, wie das immer bei den besten Kunstwerken, die er überhaupt
gesehen habe, geschehen sei [,..].«3
Fiedler und Hildebrand waren, wie aus ihrem Briefwechsel hervorgeht, über eine
künstlerische Leistung überrascht, an die sie nicht mehr geglaubt hatten.4 Die po-
sitive Resonanz auf die Lebensalter mag dazu beigetragen haben, dass Marees in-
nerhalb kurzer Zeit die Mehrzahl der >Hesperidenbilder<, an denen er in den kom-
menden Jahren arbeiten sollte, in Serien von Zeichnungen konzipierte.5 1879/80
1 Vgl. Barth 1971, S. 204, Anm. 77.
2 Vgl. ebd., Anm. 80. Vgl. zu den Lebensaltern in der vorliegenden Arbeit IV.3.2.1.2. und VI.3.
3 An den Bruder Georg, 1. Mai 1879: Meier-Graefe 1909-1910, Bd. III, S. 186.
4 Eine Reihe von Briefen Hildebrands und Fiedlers zu den Lebensaltern aus den Jahren 1878/
1879 in der BSB sind bei Hildebrand/Fiedler 1927 nicht publiziert.
5 Schon am 17. März 1880 schreibt Marees an Fiedler (Meier-Graefe 1909-1910, Bd. III, S. 203):
»Nun will es mir scheinen, als ob mein Hesperidenland im Wesentlichen als Thatsache da läge«.
Der Künstler glaubte nun. seine »Probirepoche« beendet zu haben: »Wie ich mir das vorgenom-
men hatte, habe ich auch in meiner künstlerischen Laufbahn mit der Probirepoche abgeschlos-
sen und nun fange ich erst an. das unerschöpfliche Material, was ich gesammelt habe, zu überse-
hen und zu ordnen. Im Laufe des Sommers [des Jahres 1880, G.B.] habe ich zu vielen Werken,
die alle grundverschieden sind und zugleich allgemein bekannte Gegenstände behandeln, die

183
 
Annotationen