Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Boeheim, Wendelin
Handbuch der Waffenkunde: das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts — Leipzig, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13832#0280

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
A. Blanke Waffen. 2. Das Krummschwert und der Säbel.

269

allgemeine Waffe des Orientalen bildete. Nur die Mauren hingen bis
ins 15. Jahrhundert hinein zähe an der alten Form. (Fig. 291.) Von
der Zeit Harun-al-Raschids, also vom Anfang des 9. Jahrhunderts
an kommen die Klingen von Khorassan zur Geltung, anfangs im
Oriente, später unter den Vornehmen der gesamten Welt. Noch bis
ins 16. Jahrhundert kommen von dort über Venedig und Genua
Massen von Khorassanklingen in den Handel. Sie haben einen
dunkelgrauen Ton und sind mit Verzierungen in Gold- und Silber-
tausia ausgestattet, in welchen Kraniche oder andere Vögel einge-
streut erscheinen. Vom 17. Jahrhundert an werden in dem Westen
Europas nur noch Säbelklingen aus Damaskus bezogen. Über die
orientalische Kunst des Damaszirens werden wir später Näheres be-
merken.

2. Das Krummschwert und der Säbel.

Die krumme einschneidige Klinge ist vom Gesichtspunkte des
Gebrauches als ein wesentlicher Fortschritt in der Kriegstechnik an-
zusehen und ihr erstes Auftreten in Westeuropa schon im frühen
Mittelalter läfst ein eingehendes Studium der Wirkung der Waffe in
jener Zeit erkennen Das Schwert mit gerader Klinge hatte beim
Hiebe selbst bei grofser Kraftanwendung zwar eine zerschmetternde
Wirkung auf feste Körper; auf weiche Teile wie Fleischpartien treffend,
war aber die Eindringungsfähigkeit auffällig gering. Die krumme
Klinge dagegen wirkt nicht allein senkrecht auf den Treffpunkt, also
nur hackend, sondern infolge der Krümmung der Schneide und der
Hiebbewegung auch nach der Richtung der Klinge, somit schneidend,
wodurch die Eindringungsfähigkeit erheblich sich steigert.

Das krumme Schwert, a-Mvctyirig (acinaces), war von der ältesten


Zeit an die Nationalwaffe der Perser. Erst im 3. Jahrhundert, unter
den Sassaniden fand das gerade Schwert der Griechen dort Eingang.
Darius Codomanus führte unter grofsem Widerstande des Volkes
diese Neuerung ein, aus der die Chaldäer den Sturz des Perserreiches
weissagten. Ungeachtet der häufigen Berührungen mit dem Oriente,
namentlich von den Kreuzzügen an, hatte das Krummschwert in den
Ritterschaften des westlichen Europas das ganze Mittelalter hindurch
wenig Eingang gefunden, und die Ursache dürfte wohl darin zu
suchen sein, dafs im occidentalen Gebiete wenigstens gegen die
Schutzwaffen auf eine mehr zerschmetternde Wirkung der Klinge
Wert gelegt werden mufste. Immerhin treffen wir in Miniaturen aus der
Zeit des 3. Kreuzzuges Ritter, die mit Krummschwertern bewaffnet sind.
 
Annotationen