Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]: C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 2) (Dresden , Leipzig, 1838)

XI.

Die Aldobrandinische Hochzeit.

w er auch nur einen Blick auf die Roma antica e moderna ge-
than bat, kennt das hochgepricscnc, vielgebildeje alte Gemälde,
das seit länger als zwei Jahrhunderten die Zierde der Aldobran-
diuiseheu Villa in Rom machte und, da uns dasselbe in ein Braut-
gemach führt und uns darin Braut und Bräutigam nebst allen
hochzeitlichen Umgebungen erblicken läfst, unter der Benennung
der Aldobrandinischcn Hochzeit als eine der aihiiöthigsleh und lehr-
reichsten Ueberreste griechischer Malerei aus dem Zeilaller An-
gust's angesehen wurde. Nico!aus Poussiu verfertigte eine
berühmte Copie, die seitdem im Palast Doria aufbewahrt wurde.
Nach hundert früheren Abbildungen und Kupferstichen gab zuletzt
noch Carloni eine colorirle Kupfertafel davon zur Ergelzung
der Kauf- und Schaulustigen. In Dresden erschien vor einigen
Jahren eine ausführliche Abhandlung über dieses Gemälde, wozu
eine dem Urbilde, wie es in Rom in Farben nachgemalt worden
war, möglich getreu nachgebildete Rnpferlafel ausgegeben wurde *).
Was ist nun während der Stürme, die in den letzten fünfzehn
Jahren sowohl Rom, als insbesondere das Haus Borgbese trafen,
aus diesem ehrwürdigen Erblheile jenes Hauses geworden'? Ist
es für Rom erhalten worden oder über die Alpen oder gar über
den Kanal gewandert? Das mag auch solchen Lesern des Mor-
genblattes, die es sonst lieher mit jenem Homerischen Weidspruch
ans der Odyssee hallen:

*~) Die Aldobrandinische Hochzeit, eine archäologische Ausdeutung
von C. A. Böttiger und H. Meyer. Dresden 1810. 206 Sei-
ten in 4. Mit einem Kupfer.