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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0204

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XV.

Ueber die späte Efsstunde.

Bf an hat in unseren Tagen nicht selten die Lebensweise der al-
ten Römer und Griechen mit der unseligen in Parallele gestellt
und, da aus ihren Schriftstellern bekannt ist, dafs auch jene ihre
Hauptmahlzeit erst zwischen vier und fünf Uhr Nachmittags gehal-
ten haben , diese Aehnliclikeit unserer zum Abend hin verschobe-
nen Mittagstafel mit der Efsstunde der Allen nicht ohne Selbstzu-
friedenheit in Anschlag gebracht. Alter diefs vcrrälli in der Thal
eine grofse Unkunde jener allerdings musterhaften, aber von den
Wenigsten recht verstandenen Lebensweise. Was wir Mittagsessen
nennen, kannte das Alterlhum gar nicht, und die Wörter, welche
dieses nach Angabe unserer Wörterbücher bezeichnen sollen , be-
deuten durchaus nichts Anderes als unser Frühstück. Der Römer
frühstückte gewöhnlich, noch ehe er zu seinen öffentlichen Ge-
schäften ging', mit etwas Trockenem aus der Hand, wie wir zu
sagen pflegen. Nun wurden die häuslichen und öffentlichen Ge-
schäfte der Reihe nach abgethan. Diefs dauerte bis gegen zwei
oder drei Uhr Nachmittags nach unserer Zeitbestimmung. So war das
geschäftvolle Tagewerk gethan und der Körper erhielt nun seine
Rechte, den man im Falle des eintretenden Appetits wieder mit
dem Genufs eines leichten Nahrungsmittels zu stärken suchte. Nach
einer stärkeren oder sanfteren körperlichen Bewegung, die durch
Gymnastik bestimmt und aufserordentlich behutsam abgemessen
wurde, ging mau alle Tage unausbleiblich in's Bad, wobei das
Salben und Frottiren des Körpers von eigentlich dazu ansgelern-
teu Salbärzten (iatraliptae) sehr kunstmäfsig besorgt wurde. Nun
erschien die eigentliche Efsstunde, wozu auch damals in grofseti
Häusern das Zeichen mit einer Glocke gegeben wurde. Als man
für sich allein oder en famille, wie wir zu sagen pflegen, so war
diese Mahlzeit mit einbrechender Dämmerung gewifs schon geen-
det, und der frugale Horaz erzählt uns da, wo er uus sein ganzes
Tagewerk mit der ihm eigenen Bonliommie zum Reisten gibt,
 
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