Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bohn, Richard
Die Propylaeen der Akropolis zu Athen — Berlin u.a., 1882

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.675#0003
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VOTIVRELIEF FÜR DEN WAGENSIEG EINES APOBATEN.

Die Anregung zu der vorliegenden Arbeit empfing ich im Januar 1878, als ich auf einer Urlaubsreise von Olympia aus
zum ersten Mal die Akropolis von Athen betrat. Künstlerisch wie konstruktiv hoch interessante Fragen, wie sie die
Propyläen boten, forderten gebieterisch zu dem Versuch einer Lösung auf, um so mehr, als man sich an der Hand der
bisherigen Publikationen überzeugen musste,' dass ein solcher Versuch noch nicht oder wenigstens nicht erschöpfend
gemacht war, ja für einige Teile kaum hätte gemacht werden können, ehe jener mächtige Turm über dem Südflügel abgebrochen
war. Zugleich musste ich aber auch erkennen, dass nur eine sorgsame Untersuchung des gesammten Bauwerkes und genaue
Verzeichnung aller es umgebenden Trümmer zu einem Ziele führen konnte. Dazu war ein längerer Aufenthalt notwendig. Ich
musste daher meine Pläne zunächst verschieben; aber nur auf kurze Zeit. Denn im Dezember 1878 wurde von dem Direktorium der
Königlichen Bauakademie zu Berlin die Bekanntmachung erlassen, dass laut Statut der Louis-Boissonnet-Stiftung für Architekten und
Ingenieure ein Stipendium von 3000 Mark für das folgende Jahr zu vergeben sei, und zur Bewerbung aufgefordert. Als fach-
männische Aufgabe war die Aufmessung und Darstellung der Propyläen in Athen gewählt. Ich zögerte natürlich nicht, da ich
inzwischen nach Niederlegung meiner amtlichen Tätigkeit in Olympia frei war, mich in die Reihe der Bewerber zu stellen, und im
April 1879 erhielt ich den Bescheid, dass mir der gewünschte Auftrag geworden sei. Ich eilte von Unter-Italien, wo ich mich
Studien halber aufhielt, nach Berlin zurück, um mich im Speciellen vorzubereiten, empfing die nötigen Weisungen und versah mich
mit den erforderlichen Messinstrumenten; am 5. Mai reiste ich wieder ab und traf schon am 10. Mai via Brindisi in Athen ein, um
nach Erledigung der nötigen Formalitäten sofort an die Arbeit zu gehen. Ich begann dieselbe mit der genauen Feststellung 'des
gegenwärtigen Zustandes des Bauwerks; jedoch die steigende Hitze der Sommermonate beschränkte bald diese Tätigkeit in den
sonnendurchglüten Ruinen auf die frühen Morgenstunden, während die übrige Tageszeit zur Auftragung der gewonnenen Resultate
und zu den nötigen litterarischen Studien verwendet wurde.

Meine Berufung nach Pergamon behufs Untersuchung der durch die dortigen Ausgrabungen zu Tage geförderten Denk-
male unterbrach jene Arbeiten Ende August; der steigende Umfang und die Schwierigkeit dieser Forschungen gestattete mir erst
Anfang Februar 1880 die Rückkehr nach Athen und die Wiederaufnahme meiner Propyläenarbeit, die dann ohne Unterbrechung
bis Ende Juli betrieben wurde, wo ich dieselbe als so weit abgeschlossen betrachten durfte, um nach Berlin zurückkehren und ihr
hier die letzte Vollendung geben zu können. Am 18. November 1880 legte ich dieselbe druckfertig dem Senat der Königlichen
Technischen Hochschule hierselbst vor.

Mancherlei Schwierigkeiten, nicht zum mindesten auch der Umstand, dass ich selbst wieder unmittelbar darauf nach
Pergamon reiste, um erst im Oktober 1881 heimzukehren, verzögerten die Reproduktion der Tafeln und Drucklegung des Textes
länger als wünschenswert.

Wie aus dem Gesagten hervorgeht, ist die Arbeit in Athen selbst im Wesentlichen vollendet worden; nicht allein die
Zeichnungen wurden daselbst in Bleistift aufgetragen, um jeden Zweifel, der sich bei nachträglichem Zeichnen erfahrungsmässig so
oft ergiebt, sofort beseitigen zu können, sondern auch den Text habe ich, ich möchte sagen, auf den Stufen der Propyläen sitzend
direkt niedergeschrieben. Ich lege ihn auch in dieser ursprünglichen Fassung nur mit einer notwendigen redaktionellen Überarbeitung
vor, um den Vorteil, den der unmittelbare Zusammenhang zwischen Auffassung und Darstellung giebt, nicht wieder aufzuheben.
Allerdings hatte dieses den Nachteil, dass ich bei den litterarischen Studien auf das beschränkt blieb, was mir die Bibliotheken in
Athen boten, und so mag mir Einiges entgangen sein, namentlich aus der fremden Litteratur; doch hoffe ich, dass es nichts
Wesentliches ist.

In den Zeichnungen habe ich das Prinzip beobachtet, das, was noch an seiner ursprünglichen Stelle sich erhalten hat,
von den restaurierten Teilen zu sondern. Um aber nicht für jeden Gegenstand je zwei Blatt geben zu müssen, ist das Stehende
mit Schattenlinien dargestellt, das Rekonstruierte dagegen nur in einfachen Kontouren und, so weit es durchschnittene Teile betrifft

* Gefunden bei den Ausgrabungen im Frühjahr- 1880 am Westabhang der Akropoli

is, nahe dem Untertor.
 
Annotationen