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Braun, Joseph
Praktische Paramentenkunde — Freiburg i. Br., 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2048#0073
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I

ZWEITER TEIL':

SPITZEN UND STICKEKEIEN.

VORBEMERKUNG

Zur Verzierung der Paromente dienen Spitzen (Ein-
sätze) und Stickereien.
Spitzen wie Stickereien werden heutzutage in großen
Mengen mittels der Maschine gearbeitet. Daß man
die Maschine zur Herstellung von Spitzen und Sticke-
reien braucht, kann an sich nicht beanstandet werden.
Warum soll der Fortschritt, den die Gegenwart auf
technischem Gebiet erzielt hat, nicht auch nach dieser
Richtung hin ausgenützt werden? Die Maschine kann
zudem nicht alles schaffen; das Beste wird immer der
Handarbeit vorbehalten bleiben. Man wird also keines-
wegs die Maschine schlechthin verwerfen dürfen; sio
ist, richtig ' und von verstandiger Hand benützt, ein
treffliches Hilfsmittel, um für einen billigeren Preis
brauchbare Spitzen (Einsätze) und Stickereien herzu-
stellen. Würde sie nur nicht so häufig mißbraucht,
um minderwertige Erzeugnisse, ja wirklichen Schund
auf den Markt zu bringen!

Es kann nicht die Aufgabe sein, hier auf dio ma-
schinelle Herstellung von Spitzen und Stickereien
naher einzugehen. Dies würdo zu dem Zweck, den sich
das Buch gesetzt hat, Winke zur Anfertigung von
Paramenten, von Paramentenspitzcn und Paramenten-
stickereien zu geben, nicht passen. Es bescheidet sich

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daher, nur insoweit1 dio Herstellung von, Spitzen und
Stickereien zu behandeln, als dieselbe mittels bloßer
Handarbeit geschieht. Besonders eingehend wird die
kirchliche Stickkunst zur Erörterung kommen, einmal,
weil gerade sio vor allem der sorgfältigsten und liebe-
vollsten Pilego würdig ist, zweitens, weil die Ver-
wendung von Stickereien zur Ausstattung von gottes-
dienstlichen Paramenten eine weit ausgedehntere ist
als die der Spitzen (Einsätze), und endlich, weil die
Technik der kirchlichen Zwecken dienenden Stickkunst
in ihren mannigfaltigen Stichen und Stickweisen weit
weniger bekannt ist als die bei der Herstellung ge-
wöhnlicher Spitzen zur Anwendung kommenden Tech-
niken. Es werden deshalb zunächst■ die verschiedenen
Spitzenarten und ihre Herstellung sowie die mannig-
faltigen Stickstiche, Sticktechniken und Stickweisen
zur Behandlung gelangen; daran werden sich dann
praktischo Winke für die Anfertigung von Stickereien
anschließen; des weiteren folgt das, Wisscnswertosto
über die bei kirchlichen Stickereien gebräuchlichen
Muster und die Wiederherstellung schadhafter Sticke-
reien; den Schluß wird eine Sammlung von In-
schriften machen, dio sich zum Aufsticken auf Para-
mente besonders eignen.

ERSTER ABSCHNITT.

DIE SPITZEN. , :,.

• ERSTES KAPITEL.

GESTRICKTE UND GEHÄKELTE SPITZEN.

1. Die verschiedenen Spitzeuartcn. Es gibt eino
Reihe von Techniken zur Anfertigung von Spitzen und
Einsätzen. Indessen können nicht alle in gleichem
Maß empfohlen werden, wenn es sich um Anfertigung
von Spitzen oder Einsätzen handelt, die zur Verzierung
von kirchlichen -Paramenten dienen sollen. Die einen
liefern Erzeugnisse, welche für den Salon und Uber-
haupt das Haus, nicht aber zur Ausstattung von litur-
gischen Gewändern passen. Andere sind zu schwierig
und setzen eino zu großo Übung voraus.

Hier soll nur von den Techniken dio Rede sein,
welcho keino besondern Schwierigkeiten bieten und
doch zur Verzierung der Paramcnto geeignete- Spitzen

Urtirn, l'mltliiclio ru»menleukuiido. 3. AuB.

und Einsätze, zu 'liefern' vermögen'.^'Es' kommen' daher
bloß in Betracht die■gestrickten Spitzen, die
gehäkelten Spitzen, die Maschen-{Filet-)
spitzen, die Tüllspitzen, die sog. irischen
Spitzen und die sog..Renaissancespitzen. Ge-
klöppelte Spitzen wird man am besten fertig kaufen,
zumal mittels Maschinenklüppelei heutzutage gute
Spitzen um einen billigen Preis hergestellt werden.
Durchbrucharboiten wirken, wenn schlicht, im
Verhältnis zur Mühe, die man darauf verwenden muß,
entschieden zu wenig, als daß man sie besonders
empfehlen könnte. Obendrein haben sie leicht etwas
Gewöhnliches an sich. In Form der reichen Reticella-

I
 
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