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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0125

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Fünftes Kapitel. Vorsatztaten aus Holz 109

FÜNFTES KAPITEL

VORSATZTAFELN AUS HOLZ

I. BEMALTE VORSATZTAFELN AUS HOLZ
Altar fron talien aus Metall zu beschaffen, war im großen und ganzen nur
wenigen Kirchen möglich, und kaum viel besser verhielt es sich mit reicher
bestickten Antependien, zu deren Herstellung an den meisten Orten die erfor-
derlichen Kräfte fehlten. Am leichtesten war es noch, den Altar mit einer Be-
kleidung aus besserem Zeug zu versehen, doch bot selbst das nicht selten
Schwierigkeiten, sei es, weil die Mittel fehlten, sei es, weil kostbarere Stoffe
nicht überall erhältlich waren. Zudem hatten derartige unver/.ierte Altarbe-
kleidungen aus Zeug den doppelten Nachteil, daß sie kein Bildwerk enthiel-
ten, wie man es doch auf dem Antependium so gerne sah, und daß sie leicht
dem Verschleiß und sonstigem Verderben ausgesetzt waren. Unter solchen Um-
ständen lag es sehr nahe, als Altarbekleidung Vorsatztafeln aus Holz zu ge-
brauchen, die man anstatt mit einem Überzug aus Metall mit Malereien ge-
schmückt hatte. Es sind darum auch Antependien aus bemaltem
Holz nicht erst in nachmittelalierlicher Zeit zur Verwendung gekommen, sie
reichen vielmehr bis hoch in das Mittelalter zurück.

Aus dem ersten Jahrtausend liegen zwar keine Belege für eine Verwen-
dung bemalter hölzerner Altarvorsatztafeln vor, um so mehr jedoch aus der
zweiten Hälfte des Mittelalters. Die Inventare und Chronisten aus dieser Zeil
erwähnen allerdings nur sehr selten Antependien dieser Art. Es sind geradezu
Ausnahmen, wenn wir beispielsweise im Register von Rochester die Angabe
finden: Robertus de Hecham dedit ad altare s. Catharinae tabulam depietam
ante et aliam super altare1, oder wenn die Gesta abbatum s. Albani erzählen,
unter Abt Jobannes (1195—1214) habe Frater Willelmus eine Tafel vor den
Muttergottesaltar gemalt, desgleichen vor den Johannes-, den Stephanus-.
den Amphibalus- und den Benediktusaltar. Die Tafel des Petrus- und des
Michaelaltares habe er in Gemeinschaft mit seinem Schüler, dem Meister
Simon, ausgeführt; die Tafeln des Thomasaitares, und zwar die obere (Reta-
bel), wie die untere (Antependium), habe der Sohn Simons und Neffe des
Willelmus, Ricardus, in Gemeinschaft mit seinem Vater geschaffen1. Allein
den Aufschluß, den uns die schriftlichen Quellen fast ganz versagen, gewäh-
ren uns in um so reichlicherem Maße die bemalten Altarfrontalien, die sich
aus der Zeit des 11.—16. Jahrhunderts erhalten haben.

Die ältesten bemalten Altarvorsatziafeln aus Holz, welche uns das Mittelalter
hinterlassen hat, finden sich im Nordosten Spaniens, in Aragonien und namentlich
in Katalonien, oder stammen doch wenigstens von dort. Zahlreich sind die Beispiele
derselhen, die in den Museen zu Barcelona, Vieh und Lerida ein Heim erhalten haben.
Andere sind in den letzten Dezennien des vorigen Jahrhunderts durch Händler und
Sammler aufgekauft worden und in ausländische Sammlungen gekommen. Wieder
andere endlich stehen noch an Ort und Stelle in den Kirchen kleiner, entlegener Ge-

1 Revue XXXVII (18S7) 337. " Gesta I (London 1867) 233.
 
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