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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0219

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ERSTES KAPITEL. HEUTIGER BRAUCH 197

DIE PATENE

ERSTES KAPITEL

DIE PÄTENE NACH HEUTIGEM BRAUCH

DIE Patene ist eine bei der Eucharistiefeier zur Verwendung kommende litur-
gische Schüssel. Sie ist das Gegenstück des Kelches und für das zu konsekrie-
rende und konsekrierte Brot das, was dieser für den zu konsekrierenden und
konsekrierten Wein, mit dem Unterschied freilich, daß die Patene nicht in glei-
chem Maße unentbehrlich ist wie der Kelch, ein Unterschied, der sich aus der
verschiedenen Beschaffenheit der beiden eucharistischen Elemente ergibt, und
daß im Zusammenhang damit ihre Verwendung bei der Opferfeier eine be-
schränktere ist.

Die Patene des lateinischen Ritus ist von runder Form und entweder leicht
konkav oder eben, jedoch ist sie im letzteren Fall mit einer heute meist runden
Vertiefung zur Aufnahme der Hostie versehen. Ihr Durchmesser beträgt etwa
12—20 cm. Größere oder kleinere Patenen sind Ausnahmen. Von ihrem Ma-
terial gilt das gleiche wie von der Kuppa des Kelches. Sie kaim demnach aus
Gold, aus Silber, sowie im Notfall aus Zinn bestehen, soll aber, wenn sie aus
Silber oder Zinn gemacht ist, auf der Oberseite vergoldet sein. (1) Wie der
Kelch muß auch die Patene konsekriert sein, um bei der Messe gebraucht wer-
den zu können. Wird sie neu vergoldet, bedarf sie keiner neuen Konsekration. (2)
Ornamentalen oder figuralen Schmuck erhält die Patene im Interesse einer
leichteren und besseren Purifizierung nach erfolgtem Gebrauch heute auf der
Oberseite nicht mehr, nur wird ihr gewöhnlich, wenngleich keineswegs vor-
schriftsmäßig, nahe dem Rand ein Kreuzchen eingraviert.

Die Patene in den Riten des Ostens (griechisch Bioxo?) ist von runder Form
wie die abendländische, sie ist aber größer als diese und mit einem niedrigen
Untersatz, im russisch-griechischen Ritus sogar mit einem förmlichen Fuß ver-
sehen. Im nestorianischen und äthiopisch-koptischen Ritus ist sie muldenförmig,
in den übrigen Riten des Ostens zeigt sie in der Mitte gleich manchen Patenen des
lateinischen Ritus eine runde Vertiefung. Im griechischen Ritus, zumal im
russisch-griechischen, wird sie auf der Oberseite gern mit figuralen Darstel-
lungen ausgestattet, namentlich mit einer zwischen zwei Engeln mit Fächern
stehenden patenenartigen Krippe, in dem unter einem Asterikos das Jesuskind
Hegt. Hinsichtlich des Materials bestehen in den Riten des Ostens keine Vor-
schriften ; sie ist darum nicht immer aus Silber, sondern selbst aus Holz oder,
wie bei den Kopten, aus gebranntem glasiertem Ton gemacht. (3)

Die Verwendung, welche die Patene im lateinischen Ritus findet, ist be-
schränkter als in den Riten des Ostens, sofern dieselbe in ihm zwar ebenfalls
bis nach der Darbringung der Hostie als deren Träger dient, dann jedoch als

(1) Ritus serv. in celebr. missae I, 1; De defectibus in missa oecurr. X, 1.

(2) C.I.C. can. 1305, §2. (3) Johann Georg, Herzog zu Sachsen, Neue Streifzüge durch
die Klöster und Kirchen Ägyptens (Leipzig 1930) 5 und Abb. 5.
 
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