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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0287

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DRITTES KAPITEL. BESCHAFFENHEIT. II. FORM 265

Von einem eigenartigen Gegenstück zum eucharistischen Saugröhrchen hören wir ir»
Prager Inventaren aus den Jahren i354, i355 und 1887, von zwei silbernen Zangen,
mit denen der Erzbischof, wie es im ersten Inventar heißt, den Leib des Herrn den Kommu-
nizierenden reichte: Foreipes binae argenteae pro porrigendo corpore Christi pro commu-
nicantibus per archiepiscopum. (20) Im Inventar von i355 fehlt per archiepiscopum: Duo
foreipes argentei, quibus porrigitur corpus Domini, (21) in dem von 1887 erscheinen die
beiden Zangen schon als außer Gebrauch gesetzt: Duo foreipes argentei, quibus porrigebatar
hominibus Corpus Domiiiicmn. (22) Es ist das einzige Mal, daß wir von einer Zange als
Gerät zur Ausspendung des Leibes des Herrn vernehmen. Zu Rom war es, wie wir aus dem
Ordo des Petrus Amelii ersehen, im späten i4. und frohen i5. Jahrhundert Brauch, daß
der päpstliche Sakristan, ein Bischof, in der Papstmesse am Ostertage die zur Kommunion
der Osterkommuni kanten bestimmten konsekrierten Hostien mit einer goldenen Zange in
das zu ihrer Aufnahme herbeigebrachte Ziborium legte. (23)

DER EUCHARISTISCHE LÖFFEL

VORBEMERKUNG

Das eucharistische Saugröhrchen ist weder heute in den Riten des Ostens in
Gebrauch, noch wurde es jemals in ihnen zum Empfang des heiligen Blutes
benutzt. Es liegt auch nicht die geringste Spur vor, aus der sich erschließen
ließe, daß es wenigstens in früherer Zeit hierzu in ihnen gedient habe. (24) Es
gab aber und es gibt noch in den Riten des Ostens ein gewisses Gegenstück zu
ihm, den eucharistischen Löffel (griech. Xaßk, slav. ljitza, syr. tarwodho, kopt.
koklarion, myster, äth. 'erfa raaskal).

Der lateinische Ritus hat zu keiner Zeit den eucharistischen Löffel gekannt.
Wohl begegnet uns in ihm schon in früher Zeit ein Löffel, mit dem man den
Weihrauch seinem Behälter entnahm, um ihn auf die Kohlen des Rauchfasses zu
werfen. Auch kam im späteren Mittelalter mancherorten, namentlich in Frank-
reich und Deutschland, ein Löffelchen in Gebrauch, mittels dessen man dem
zur Konsekration in den Kelch gegossenen Wein einige Tropfen Wassers bei-
mischte, bei den Cluniazensern aber gab es in älterer Zeit einen Löffel, mittels
dessen der Hebdomadar bei der Hauptmesse an diejenigen, welche bestimmt
waren, in ihr zu opfern, die hierzu dienenden Hostien austeilte (25) und der
Priester bei der Vorbereitung zur Privatmesse die Hostie auf die Patene
legte. (26) Zur Ausspendung des heiligen Blutes bediente man sich in den Riten
des Westens eines Löffels zu keiner Zeit. Man genoß es hier, wie schon gesagt
wurde, entweder unmittelbar aus dem Kelch oder mittels eines Saugröhrebens
oder in der Weise, daß der die Kommunion ausspendende Priester die Partikel
der heiligen Hostie vor der Spendung ein wenig in das heilige Blut tauchte, so
daß sie von diesem benet2t wurde und der Kommunikant darum zugleich mit

(20)" Podlaha, app. V. (21) Ebd. XVI. (22) Ebd. XXXIV.

(23) C. 85 (M. 178, 1332). (24) Nach Rohatilt de Fleurv, der sich dafür auf Voigt,

«istoria fistulae eucharisticae beruft, soll allerdings in des Nicetas Vita des heiligen Igna-
nus, Patriarchen von Konstantinopel (t 877), von einem eucharistischen Saugröhrchen die
Hede sein (Ron. IV, 182). Hatte er jedoch die betreffende Stelle selbst eingesehen, würde
er alsbald bemerkt haben, daß, der calamus, von dem sie spricht, nicht ein eucharisti-
senes Saugröhrchen, sondern ein Schreibrohr war. (25) Udalrici, Consuet. Cluniac. 1,3,
e-12 CM 149, 756); vgl. auchWiLH. Hirs.ug., Constit. Hirsaug. 1. 2, e. 30 (M. 150, 1083).
(26) Udalricus I.e. 1.2, c.30 (M. 149, 724).
 
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