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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0463

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ERSTES KAPITEL. ALTER DER VERWENDUNG 441

KÄNNCHENSCHÜSSEL, KELCHLOFFELCHEN, SEIHER

Eine Ergänzung zu den Gefäßen mit dem für die Messe nötigen Wein und
Wasser sind die Kännchenschüssel, das Kelchlöffelchen und der Seiher. Sind
sie auch Geräte nebensächlicher Art, so haben doch auch sie ihre Geschichte
und dürfen deshalb der Vollständigkeit halber hier nicht übergangen werden.

DIE KÄNNCHENSCHÜSSEL

10RSTES KAPITEL

ALTER DER VERWENDUNG DER KÄNNCHENSCHÜSSEL

Zu den Meßampullen gehören nach der Anweisung des Römischen Missales
eine pelvicula, ein kleines Recken, die Kännchenschüssel. (1) Sein Hauptzweck
ist, das Wasser, welches beim Lavabo nach der Opferung über die Finger des
Priesters gegossen wird, aufzufangen. Ein Nebenzweck ist, als Untersatz der
Kännchen zu dienen und zu verhindern, daß die Kredenz bei etwaigem Aus-
fließen des Weines und des Wassers benäßt wird. Über Material und Form der
Schüssel gibt es keine allgemein verbindlichen Vorschriften.

Im Mittelalter hören wir nie von einer zu den Kännchen gehörenden und sie
begleitenden Schüssel. Es ist weder in den Inventaren, noch in den Ordines je
von ihr die Rede. Wenn der Priester nach der Opferung die Finger wusch
und diese Waschung nicht an der Piszine geschah, fing man das wenige Wasser,
dessen man dazu bedurfte, entweder in das gewöhnliche Waschbecken auf, oder
ließ es auf die Erde fließen. Subdiaconus aquam in pelvi vel ampullam paratam
teneat ad ablutionera digitorum sacerdotis faciendam, guae vel super terram
effundatur vel recipiatur in pelvi alia quam Sacra ablutio post communionem,
heißt es im Ordo missae von I2Ö6 des Dominikanergenerals Humbert de Ro-
manis. (2) Ähnlich lesen wir im Liber Ordinarius des Lütticher St. Jakobs-
klosters (3) und noch im Ordo missae Rurckards von Straßburg von i5oa (4)
ist dis Möglichkeit vorgesehen, daß ein Becken zur Aufnahme des Wassers bei
der Händewaschung nicht vorhanden war. Auch die Bildwerke des ausgehenden
Mittelalters kennen noch keine Kännchenschüssel. Allerdings begegnet uns in
den Miracles de N.-Dame in der Pariser Nationalbibliothek eine Darstellung
der Messe, auf der wir in einer Wandnische neben dem Altar die beiden Am-
pullen für Wein und Wasser und neben ihnen eine ovale, aufrecht gestellte
Schüssel sehen. (5) Allein diese gehört, wie es scheint, nicht zu den Ampullen,
sondern zu dem vom Scheitel der Nische herabhängenden, mit zwei Ausguß-
röhrchen versehenen Gießgefäß mit dem Wasser zur Händewaschung.

Es kann darum auch kaum zweifelhaft sein, daß die pelvicula, die Kännchen-
schüssel, erst dem Missale Pius* V. seine Einführung verdankt, nicht zwar in

(1) Rubr. gen. XX: ampulla vitreae vini et aqua cum pelvicula. (2) LeGG 78.
(3) C. 60; ed. P.Volk (Münster 1923) 93: aquam in pelvi vel vase teneat paratam ad
ablutionem digitorum sacerdotis, quae in terram proiciatur. (4) Legg 130.
(5) Abb. Tafel 116 und Bbauh, Altar II, Tfl. 144.
 
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