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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0470

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448 VAS* NON SACRA. ERSTER ABSCHNITT. DER LITURGISCHE SEIHER

DER LITURGISCHE SEIHER

Den zur Konsekration bestimmten Wein durch einen Seiher in den Kelch zu
gießen, um zu verhindern, daß etwaige in ihm sich findende Fremdkörper
nicht auch in diesen hineinkommen, ist heute im Bereich des lateinischen Ritus
nirgends mehr üblich. Anders verhielt es sich jedoch in altchristlicher Zeit und
im Mittelalter. Zwar fand der Seiher damals bei der Messe keineswegs allge-
mein Verwendung, immerhin war er im Gegensatz zu heute bei ihr an manchen
Orten in Benützung. Erhalten hat sich im Westen weder aus altchristlicher
Zeit noch aus dem Mittelalter ein liturgischer Seiher, auch gibt es weder aus
jener noch aus dieser ein Bildwerk, auf dem er zur Darstellung gekommen ist,
um so reichlicheren Aufschluß erhalten wir dagegen über ihn aus den schrift-
lichen Quellen.

ERSTES KAPITEL

NAMEN DES LITURGISCHEN SEIHERS

Der liturgische Seiher führt in den altchristlichen und mittelalterlichen Quel-
len verschiedene Namen: colum, colatoriam, catia (catiola), cochlear (cuiller),
sia (sion, syon), palette.

1. Colum. Unter dem Namen colum wird der Seiher schon in der Carta Gor-
nutiana von 471 unter dem in ihm verzeichneten Altargerät aufgeführt. (1)
Unter der Benennung cola begegnet er uns im 6. Ordo Mabillons (10. Jahr-
hundert): (2) Archisubdiaconus... archidiacono apportet vinum, per colam,
quam in sinistra manu romanus ordo archisubdiaconum auriculari digito ferre
iubet, purgandum, im Inventar des Mainzer Domes von n5o: Erant colae ar-
genteae novem, per quas vinum poterat colari, si necesse fuisset, praeter eam,
quae attinebat calici aureo et haec aurea erat (3) sowie im Inventar des Bam-
berger Domes von n 27: 2 colae ex auro et gemmis. (4) Auch im Verzeichnis
der i2Öo verpfändeten Kostbarkeiten des Domes wird eine cola aurea cum
gemmis et margaritis, habens in pondere 6 marcas absque fertone (weniger
YiMark) erwähnt, (5) desgleichen im Chronicon Laurishamense (6) sowie
in Wilhelms von Hirsau Constitutiones Hirsaugienses. (7) Unter der verderbten
Bezeichnung gallum argenteum wird ein liturgischer Seiher in einem Inventar
von Farfa von 1119 (8) vermerkt; denn nur ein solcher kann nach dem Zusam-
menhang unter gallum verstanden werden.

2. Colatorium heißt der Seiher im ersten und dritten der römischen Ordines
Mabillons: Colatorium argenteum et aureum; (9) im Ordo von St-Amand:
Deinde tenet subdiaconus colatorium super calicem et mittitur de vino, quod
est in seiffo, quos offert populus; (10) in der Vita Sergii II. (844—847) <*es
Papstbuches: colatorium de argento, quod in sacro officio utitur, deauratum

(1) Dlch. L.P. Introduction CXLVI. (2) N.8 (M.78, 992). (3) Christ., De calamit.
eccl. Mogunt. n. 3 (M. G. SS. XXV, 240). (4) Weber 40. (5) Ebd. Anm. 7.

(6) Ad. an. 1166 (MG. SS. XXI, 451). (7) I, 2, c. 34 (M. 150, 1093). (8) M.G. SS. XI,
578. (9) Ordo 1, n. 3; Ordo 3, n. 4 (M. 78, 939, 978). (10) Dlch., Orig. 460.
 
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