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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0574

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552 VASA NON SACRA. DRITTER ABSCHNITT. DAS ABLVTIONSGEFÄSS

DAS GEFÄSS ZUR ABLUTION DER KOMMUNIKANTEN

ERSTES KAPITEL

ALTER UND DAUER DER ABLUTION DER KOMMUNIKANTEN

Nach heutigem Brauch wird Wein zur Ablution des Mundes nach Empfang
der Kommunion nur noch den neugeweihten Priestern, in der Messe, in der sie
geweiht wurden, sowie dem König und der Königin in der Messe, in der sie ge-
krönt wurden, dargeboten, jenen in einem von dem Meßkelch verschiedenen
Kelch, diesen in dem Kelch, den der die Krönung vornehmende Metropolit
selbst bei der Messe gebrauchte. Ihn überhaupt den Gläubigen nach der Kom-
munion zu spenden, ist außer Übung gekommen.

Zum ersten Male vernehmen wir in Wilhelms von Hirsau Constitutione«
Hirsaugienses von einer den Kommunikanten nach Empfang der Kommunion
zu reichenden Ablution, doch nur in der Beschreibung des Ritus der Privat-
messe: De eodem calice etiam communicantes mox debeant vinum bibere. (1)
In seiner eingehenden Schilderung der feierlichen Messe des Konvents hören
wir von einer solchen Anweisung nichts. Gar nichts findet sich hinsichtlich der
Ablution nach der Kommunion in des Udalricus Usus Cluniacenses und in den
Usus Cistercienses, wie überhaupt in sonst einem Meßordo des n. und des

12. Jahrhunderts. Es kann sich darum bei der fraglichen Anweisung in den
Hirsauer Konstitutionen bloß um einen ganz vereinzelt dastehenden, nur zu
Hirsau üblichen Brauch handeln.

Im 12. Jahrhundert berichtet Johannes Beleth (7 nach n65) von dem in
verschiedenen Kirchen bestehenden Brauch, am Ostertage nach der Osterkom-
munion den Kommunikanten etwas Brot und Wein zu reichen, bevor dieselben
sich entfernten, damit nicht ein Teilchen des heiligsten Sakramentes im Munde
bleibe und ausgespuckt werde. (2) Beleth, der ihn überall eingeführt sehen
möchte, führt ihn auf eine Vorschrift des heiligen Benedikt, demzufolge die
Tischdiener nach der Kommunion ein wenig genießen sollten, wenn sie nach
derselben beim Mittagessen zu ministrieren hätten, als vorbildlich zurück; ob
zu Recht oder Unrecht mag dahingestellt bleiben. Der Brauch, wie er ihn be-
schreibt, bestand z. B. zu Soissons, wie aus einem Ordinarium des Bischofs
NiveloII. (71262) erhellt. (3) Am Osterfeste sollten diesem zufolge auf einen
Tisch Gefäße mit Wein und Oblaten gesetzt werden und alle, die kommuniziert
hätten, kommen und mit dem Wein und Brot ihren Mund reinigen.

Größere Verbreitung gewann der Brauch erst in der zweiten Hälfte des

13. Jahrhunderts, jedoch mit einer doppelten Veränderung. Erstens nämlich
fiel die Darreichung von Brot fort und blieb nur die des Weines, zweitens
wurde der Brauch in dieser vereinfachten Gestalt in den Kommunionritus auf-
genommen.

Seine früheste Erwähnung findet in diesem der Brauch, den Kommunizie-
renden nach Spendung des Leibes des Herrn Wein zur Ablution des Mundes
zu reichen, in dem 1206 vollendeten Ordo missae des Dominikanergenerals

(1) L.l, c.86 (M.150, 1019). (2) C. 119 (M.202, 122). (3) M. 66, 611.
 
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