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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0075
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___J59_

XV.

Die Oase von Dakhel

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altägyptisch: ^r|_^c^, J^_2r|Q °, ^T|^r|

EEEr^"^©, CHD^^q Ä-iestes.

In den sogenannten Kyphi-Recepten, von denen uns die Alten (man vergl. die von Parthey
gegebene Zusammenstellung in seiner Ausgabe von Plutarch's Schrift über Isis und Osiris
S. 278) nach ägyptischer Ueberlieferung Nachrichten hinterlassen haben, und deren ägyptische
Original-Listen zuerst Dümichen nach einzelnen Denkmälern der Ptolemäer-Zeit publicirt hat,
erscheint der Name der Oase Testes an vielen Stellen in Verbindung mit Kenem genannt (vergl.
unten den Abschnitt über die Producte der Oasen). Die Weinsorten von Kenem und von
Testes zeichneten sich durch ihre besondere Güte aus und erhielten fast durchgehends in den

Texten das Qualitätszeugniss T I nofir nofir „gut gut" d. h. sehr gut, ausgezeichnet. Die Lage

der Oase von Testes wird durch das oben S. 64 mitgetlieilte Verzeichnis der 7 Oasen in folgen-
der Weise geographisch bestimmt: „Testes südwestlich von der nördlichen Oase". Die topo-
graphische Bestimmung der Lage der Oase, wenn sie der heutigen Tages Dakhel genannten
Oase entsprechen soll, leidet au einer besonderen Ungenanigkeit, da Dakhel geradezu südlich
von der nördlichen Oase gelegen ist. Indess dürften die Alten bei ihren Ortsbestimmungen,
und nun gar in der libyschen Wüste, keine zu grosse Sicherheit an den Tag gelegt haben.
Selbst die neueren Karten zeigen grosse Abweichungen in der geographischen Lage der Oasen-
gebiete. Bedenklicher wäre der Umstand, dass die nördliche Oase als Ausgangspunkt der geo-
graphischen Bestimmung genommen ist, während es viel näher lag, an die zwischen der nörd-
lichen Oase und der Oase von Dakhel belegene Oase von Ta-dh (Farafrah) zu denken. Die
Schwierigkeiten würden gehoben, wollte man es vorziehen, die Oase von Ta-dh in der heutigen
Oase von Uah-el-Huiz, die Oase von Testes in der von Farafrah, und die beiden Oasen von
Dakhel und Khargeh in der Oase von Kenem wiederzuerkennen. Immerhin würde es dann
auffallen müssen, dass la-dh oder Uah-el-Haiz, also in unmittelbarster Nähe der nördlichen
Oase gelegen, dreimal als Ausgangspunkt für die Orientirung der Oasen gedient hat, während
es vorzuziehen war, lieber näher die nördliche Oase zu gleichem Zwecke zu verwenden. Ta-äh
erscheint seiner Lage nach als ein Centralpunkt, der sich wie die heutige Oase von Farafrah
vortrefflich für die Orientirung der übrigen Oasen eignete.

Den Namen der Oase Testes habe ich in den historisch-geographischen Texten der Denk-
mäler vergeblich gesucht. Fast hat es den Anschein, als ob er mehr mythologischer Natur
gewesen sei (vergl. oben S. 41 zu col. 13. 6). Ueber seine hervorragende Bedeutung in der
ptolemäischen Epoche kann nicht der geringste Zweifel obwalten, wie weiter unten ausführlicher
nachgewiesen werden soll. Der Name iest'es, durch das Doppel-Messer determiuirt, ist sicherlich

zurückzuführen auf die radix ^"^ \\ ies \\ tes, deren Bedeutung „schneiden, Schneider"

d. i. Messer, fest steht (vergl. mein Wörterbuch S. 1657 fl.). Die lleduplication (cs-ies dient
 
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