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Kunst auf Karten

Im Jahre 1713 gab der deutsche Geograph Johann Gottfried Gregorius (1685-
1770) ein Buch über Landkarten heraus: »Curieuse Gedancken von den vor-
nehmsten und accuratesten Alt- und Neuen Landcharten nach ihrem ersten Ur-
sprünge, Erfindung, Auetoribus und Sculptoribus, Gebrauch und Nutzen
entworffen«. In der Einleitung zu diesem Werk wendet er sich gegen den falschen
Gebrauch der Landkarten: »Denn ich habe offt gesehen, daß viele, auch wohl
Gelehrte und sonst verständige Männer, die Landcharten zwar lieben, und sich
deren bedienen, aber nicht geschicklich und nützlich gebrauchen. Die meisten
lassen es bey dem bloßen anschauen der Zeichnung und schönen Illumination
(welche gar offt nichts mehr als ein Deckmantel der Unrichtigkeit ist) bewen-
den, spannen selbige entweder in hölzerne Rahmen, und nageln sie an die Wän-
de der Stuben und Zimmer umher, oder vergnügen sich, wenn sie nur derglei-
chen eine gute Anzahl haben, wo die Tituli mit artigen Bildern ausgeschmücket,
und von berühmten Mänern unterschrieben sind, Gott gebe! sie mögen aecu-
rat oder falsch seyn.«1

Was hier angesprochen wird, ist ein Phänomen, das schon der erste Blick auf
eine alte Landkarte erweist: Neben dem Karteninhalt ist viel Mühe auf die de-
korative Ausstattung verwandt, wobei besonders die Titelkartuschen »mit arti-
gen Bildern ausgeschmückt« sind.2 Titel, Widmungsadressen, Maßstäbe und Er-
klärungen wurden ornamental eingefaßt. Daneben wurden auf den Karten jener
Tage besonders Gebiete, die noch nicht vollständig kartographisch erfaßt wa-
ren, mit Darstellungen aus Flora und Fauna dekoriert, während Ozeane mit Bil-
dern von Schiffen oder Seeungeheuern versehen wurden. Noch im 18. Jahr-
hundert spottete Jonathan Swift über die Tendenz, die aus einem Mangel an
Wissen oder fehlender Besiedlung resultierenden weißen Flecken auf Landkar-
ten mit phantastischen Darstellungen zu dekorieren:
 
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