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„vom Lrhabenen zum Lächerlichen ift nur ein Schritt", sagte Napoleon;
man kann dies wort auch so variicren: Ls ift nur eine schmale Grenze
zwischen dem Lrhabenen und dem wahnsinn.

Ls liegt Größe darin, wie die hcutige Generation der Zranzosen sich
nicht schont um der solgcnden Geschlechter willcn, wie sie unendliche Opfer
an Gut und Blut darbringt, damit das künftige Frankreich mächtiger und
glänzender in der Welt daftehe. Aber es ist kaum etwas anderes als wahn-
sinn, wie sie auch ihre gcistigen Güter in den Abgrund werfen. Es ist nicht
unsere Sorge, zu berechnen, wieviel Zcit und Arbeit nötig sein wird, um
die auf dem nordfranzösischen Lriegsschauplatz entstandene wüfte wieder
bewohnbar zu machcn. Iedcnfalls wird es möglich sein, die Fluren wieder
anzubauen, dic Städte wicder aufzubauen. Unwicdcrbringlich verloren abcr
sind die Lunftdcnkmäler. Nicht unsere Sache ist es zu untersuchen, wic
groß in wirklichkeit der militärische Gewinn ist, den die Franzosen aus
der Selbstvernichtung ihrer kostbarstcn Lrbschaft zu ziehen glaubcn. wohl
aber ist es auch für uns ein Schmerz anzusehen, was hier zugrunde geht.
Denn auch wir Deutschen haben diese Dcnkmäler künstlerisch mitgcnosscn,
wissenschaftlich miterforscht.

Die Lampffront zicht sich durch eines der kunstreichftcn Gebietc Europas.
Ie wciter sie sich vorschicben wird, um so größer wird die Zahl dcr Opser
anwachsen. Nordfrankreich ift die wicge und das klassische Land dcr goti-
schen Rirchenbaukunst. Hier sind die Formeln aufgestellt worden, die nach
und nach das ganze Abcndland annahm. Ls ist hicr nicht der Ort, die schr
verwickclte 8ragc zu erörtern, wic wcit die gotische Baukunft ein spczi-
fisches Lrzcugnis des „sranzösischen Geistes" sci. Tatsachc ist, daß der
größte Teil des heutigen Frankreich ihr ursprünglich fremd gcgenüber gc-
ftandcn hat. Dic Gotik ift entstanden auf dem nördlichen Grcnzgcbiet, >wo
gallo-romanisches und gcrmanisches wcsen sich begcgncten. Sic ist das
gemeinschaftliche werk beider. Am Schluß der romanischcn Stilepoche war
das Land im Norden von paris, an der Akarne, Oise und Somme unter
allen französischen Landschaften das rclativ ärmste an Nunst. Aber um die
Mitte des zwölften Iahrhunderts begann eine Baubcwegung von unver-
gleichlichcr Fülle und schöpfcrischer Intensität. Ini Laufe eines Iahrhun-
derts wurde der größte Teil aller Lirchen des Landes neugebaut. Und es
war ein bevölkertes und reichcs Land.

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