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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,3.1916

DOI Heft:
Heft 13 (1. Aprilheft 1916)
DOI Artikel:
Dehler, W. J.: Deutsche Kolonisation in Bosnien
DOI Artikel:
Würzburger, Eugen: Zum "Nationalitätsprinzip"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14293#0035

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Wer so kolonisieren soll, ist eine andere Frage. Auf alle Fälle wird
es geraten sein, daß sich die Regierung unmittelbar ins Einvernebmea
setzt mit denen, welche das Vertrauen der Kolonisten und der Imterländer
besitzen und welche bereits Erfahrungen in der Kolonisation gemacht und
Ersolge auszuweisen haben.

Ohne ausdrückliche Sicherheiten für staatlich unterstützte Schulen
und Kirchen in der Muttersprache, sür konfessionelle und nationale Gleich-
berechtigung mit den Einheimischen und sür wohlwollende Unterstütznng
aller wirtschastlichen Bestrebungen, ist überhaupt keine Kolonisation rm
Großen mit Deutschen aus der Monarchie oder dem Deutschen Reiche mög-
lich. Ia, wir würden es als unsre Pflicht ansehen, sie hintanzuhalten. Die
Dentschen haben es wahrlich um die Monarchie verdient, daß sie in ihren
Grenzen volle, auch sprachliche, Freiheit genießen und nicht nur als Kul-
turdünger gebraucht und dann weggeworsen werden. Kroatisierung, Magya-
risierung und sonstige Entnationalisierung von Deutschen muß ein- für
allemal aushören. Vielleicht wird nunmehr auch das Deutsche Reich
für seine Sprachgenossen von der Schwestermonarchie erbitten, was Rumä-
nien für die seinen schon längst zu fordern gewagt und zum Teil zuge-
billigt erhalten hat. Vielleicht ist auch nach diesem „Schulter an Schulter-
Kampf" — wiewohl es noch heute in kroatischen Landen nicht darnach aus-
sieht — solches Fordern nicht mehr nötig.

Nur wenn man in Bosnien mit weitem Blick und weitem Herzen kolo-
nisiert, wird es ein wirtschaftlich blühendes Land und dereinst der Schweiz,
mit der es landschastlich und landwirtschaftlich ebenso wie in seiner sprach-
lichen und konfessionellen Mischung so manche Parallele answeist, auch in
ihrer kulturellen und geistigen Höhe ähnlich werden. (m) W. I. Oehler

Zum „Nationalitätsprinzip"

^^-^.or einigen Monaten gab G. Herve in seiner „Guerre Sociale"
((die jetzt „La Victoire" heißt) auf Liebknechts und anderer Deut-
^»^scher Forderung der Unterlassung jedweden Ländererwerbs durch die
Kriegsührenden solgende Antwort: „Sie sagen, Sie seien sür einen Frieden
ohne Landerwerb? Was verstehen Sie darunter? Meinen Sie damit,
daß jeder auf neuen Erwerb verzichten und seine alten Erwerbungen
behalten soll? Wenn Sie glauben, daß wir dem Großtürken die griechi-
schen, armenischen und arabischen Völker lassen, die er unter seinem Ioch
hält, und den Habsburgern die Polen, die Rumänen, die Tschechen, Serbo-
Kroaten, Italiener, die unter ihrem Absatz verschmachten; wenn Sie glau-
ben, wir lassen Ihr Volk die »deutsche Kul(ur« den Dänen Schleswigs, den
Polen Schlesiens oder den Elsaß-Lothringern auferlegen, so kennen Sie
uns nicht. Kein Landerwerb, nein, aber Befreiung der annektierten Na-
tionen!"

Einer von den annexionsseindlichen Deutschen, an die sich diese Be-
lehrung über die Kriegsziele des Sozialisten Herve richtete, soll dem Ver-
nehmen nach daraus erwidert haben: „Ihr Vorschlag, die »annektierten
Nationen« zu befreien, ist vortresflich — aber Ihre Aufzählung »annektier-
ter Völker« ist nicht vollständig. Ich verstehe die Rücksichtnahme, die Sie
bekunden, indem Sie die von Ihren Ententegenossen annektierten Völker
im jetzigen Augenblick nicht in erster Linie nennen, und mache Ihnen keinen
Vorwurf daraus. Aber nicht wahr, Sie wissen doch auch, daß der Groß-
 
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