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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,3.1916

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Heft 15 (1. Maiheft 1916)
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Die Frau und die Tracht von heute
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14293#0141

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hin im Schwange, was doch, recht getan, wirtschaftlich große und auch
seelisch tiefe Werte birgt.

Man weist uns nun wohl auf diesen oder jenen Aufsatz hin, der in
Frauenzeitschriften stand. Damit ist gar nichts bewiesen. Wir reden
nicht von einzelnen Fällen, sondern von dem, was bisher vorherrschte.
Eine Statistik der in den Zeitschriften behandelten Stoffe allein würde
zeigen, daß „die politische Frauenbewegung" der Frage der Mode und
Kleidung auch nicht im entserntesten gerecht geworden ist. Und der tat-
sächliche Zustand unsrer Mode zeigt dem bloßen Amblick, daß unsre inner-
lich selbständigen Frauen den Einsluß aus ihre Geschlechtsgenossinnen
noch lange nicht errungen haben, der ihnen zustände.

Sechstens: „Der Vorwurf, daß die Vernachlässigung der Kleidungsfrage
durch die Frau einen Mangel an politischer Reife bedeute, trifft nicht
zu, da die Frau während des Krieges ihre politische Reife auf verschiede-
nen andern Gebieten bewährt hat." Wieder ein Fehlschluß. Wir haben
nicht von dem geredet, was die Frauen hier und dort geleistet haben. Unser
Thema lautete: die Mode. Da haben sie versagt. Amd wir wünschen
eben, daß sie auf diesem Gebiet in Zukunst ebensowenig versage wie
anderswo.

Vom Heute fürs Morgen

Somwerzeit — Sonnenzeit

iesmal kommt wirklich was Neues
zum ersten Mai. Der gute Oster-
hase dachte: „Du solltest was tun
für die Menschen, jetzt können sie
das ja brauchen." So legte er ihnen
ein Li, das war zwar eigentlich hohl,
aber es lag ein Stück Papier darin.
Aus dem stand geschrieben: „Sommer-
zeit". Wird sich dieses Stück Papier
später in Gold einwechseln?

Papier ist es insofern, als es
draußen in der Welt der Dinge zu-
nächst bloß die Benennungen ändert:
du brauchst nur deine Privatuhr der
Amwelt trotzen zu lassen, und du
wirst serner, wie bisher, um 7 Achr
aufstehen und um 7 Uhr Feierabend
machen. Durch jene Benennungs--
änderung aber spart Obrigkeit und
Amtertan an Licht: es ist am s. Mai
um 9 Uhr noch so hell, wie es am
letzten April um 8 Uhr war. Spa-
ren ist in Kriegszeiten Grund ge-
nug, die Obrigkeiten scharf zu ma-
chen — unter Kriegsrecht ist ganz
ohne Gerede und fast ohne Ankün-
digung eine Reform plötzlich da,

wegen derer man zu Friedenszeiten
ganz sicherlich dreißig Sachverständi-
gen-Eollegia mit dreihundert prü-
fenden Brillen dreißig Iahre mit
dem Ergebnis bemüht hätte, daß die
Sache noch lange nicht spruchreif sei.

Wie werden wir's nun halten?
Zwar hat es einige gestört, daß der
Vorschlag ursprünglich englisch war,
aber gottlob, er wurde in England
zunächst ja abgelehnt, obgleich er bei
durchgesührter „englischer Arbeits-
zeit" natürlich noch mehr bedeutete,
als bei uns. Dieses versöhnte im
Punkt des Patriotismus. Daß wir
gewissermaßen den russischen Me-
ridian bekommen, ist nicht schlimmer,
als daß aus unsern Münzen, Mar-
ken, Kriegsanleihescheinen usw. noch
die „Schrift unsrer Feinde" steht.
Im übrigen? „Amd die Gewohn-
heit nennt er seine Amme." Ich
habe zwar Schillern zum Trotz noch
keinen kennen gelernt, der sie so
nannte, also anerkannte, aber sie i st
es doch wohl, und darin bleiben wir
sogar alle unser Leben lang Säug-
linge. Acht Tage, und wir werden
 
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