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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Busl, Karl Anton: Zur Geschichte des Prämonstratenserklosters und der Kirche Weissenau, [6]
DOI Artikel:
Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Landkapitels Ehingen a./D., [6]: Kirchen und Kapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0071

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63

Diesen Altären schließen sich nach rückwärts an rechts
der zu St. Ursula, links der von St. Michael. Nicht nur
die Altarblätter, von obgenanntem Maler Mesmer 1767,
sondern auch die Altäre selbst sind aus dieser Zeit; denn sie
tragen oben das Wappen des Abts Ambrosius (1765 —1773):
drei aus einem Dreiberg stehende Aehren.
Von den großen Bildern bei den Nebeneingängen zur
Kirche stellt das rechter Hand die Uebergabe der hl. Blutrelique
durch die Straßburger Rathsherren an Rudols von Habsburg,
das links die Schenkung des Heiligthums seitens Rudolfs an
den Abt Heinrich dar; vom Kloster dem Abt Anton I. ȤenVIno
et glirLero LorDs oblmtVN« (— 1762). Gleichfalls diesem
Prälaten gewidmet ist ein verdorbenes Oelgemälde über der
Thüre, die von der Kirche in den Gang zur Sakristei führt:
Heilung durch die Wunderkraft des hl. Blutes. Noch mögen
erwähnt werden 2 Bilder rechts und links vom St. Saturninns-
altar: Norbert, sein Vermögen vertheilend, und Norbert, von
den Dienern seines Vaters zur Rückkehr aufgefordert; nach
anderer Deutung: sein Einzug in Magdeburg. Aus der alten
Kirche giengen in die neue über der Taufstein mit spätgothischen,
plumpen Fischblasenmustern und beim linken Seiteneingang,
in die Mauer eingelassen, der Grabstein des Stallmeisters der
Königin von Polen, Christoph Volandt von Volandtseck
(ch 1608), beide gewöhnliche Steinmetzenarbeit ohne Knnstwerth.
Noch erregen unser Interesse die kupfernen Gr ab tafeln
von vier Prälaten von Anton I. an. Die diesem 37. Abt
gewidmete Denktafel hängt links vom Saturninaltar. Das
Chronogramm: DVLeN n Deo ln N8trl8 IV^Iter preLnre
ei bezeichnet sein Todesjahr 1765. Rechts von genanntem
Altar die des 38. Abtes Ambrosius John (1765—73).
Wappen: 3 goldene, aus grünem Dreiberg wachsende Aehren
in Blau. Chronogramm: DIL, <qVUe3o, re<qV1e8Lnt TVNbro-
8IV8 xmter et xmre3VD — 's 1773 (27. Novbr.). Beim
Norbertsaltar links: Antonius II., ebenfalls ein Unold,
39. Abt (1774—1784), gestorben 48 Jahre alt, 12. Jan.
1784: Vt pmLe perpetVu krVut Vir In LoeDIL, Del
donltntern eXorn! — 1784. Rechts 40. Abt Karl, (Ummen-
hofer von Hayingen) geb. 1740, reg. 1784—1794. Anspielend
auf sein Wappen: in qnergetheiltem Schild oben eine Sonne
in Blau, unteu eiu Lamm in Roth, sagt die Grabschrift: sol
i8te occidit, et n§nnnr rnor3 occidit. In der Nähe der
Wand das schöne Marmordenkmal des 41. Abtes, und wenn
man die 8 Pröpste der ersten Zeit hinzurechnet, des 49. Vor-
stehers o) Bonaventura (Brem von Kaufbeuren). Oben
in carrarischem Marmor die Jdealgestalt der Angia (Au) im
hoheupriesterlichen Gewände des Ordensstisters mit Pallium,
Stab und Monstranz (wohl kaum, wegen des weiblichen Kopses,
Norbert selbst), zu Füßen Bonaventura (Porträt) mit Wappen:
in qnergetheiltem Schild oben das Familienwappen: Regenbogen
und Taube mit dem Oelzweig in Blau; unten in silbernem (?)
Feld ein steigender Löwe, in der linken aufgeworfenen Pranke
ein halbes gezacktes Rad haltend. (Sonst immer ein großer
Ring.)H Die ergreifende Inschrift lautet: U.ev^° PIu8tr^°

ch Die Oberamtsbcschreibung S. 186 zählt irrig 46 im Ganzen.
Abgesehen von diesem Fall fand ich den Löwen nur auf Denk-
malen, welche sich auf die beiden Prälaten Anton I. und Anton II.
(Unold von Wolfegg) beziehen, und es ist sicher, daß er ihr Familienwappen
bildet und nicht zu dem des Klosters gehört. Auf den großen kombinirten
Wappen der Glocken kommt er auch nur bei den unter Abt Anton I.,
nicht bei den unter Abt Korros gegossenen vor, und doch hätte er,
wäre er das Klosterwappen, auf so großen, vollständigen Wappen am
wenigsten fehlen dürfen. Dagegen finden sich auf den kombinirten Wappen
der Glocken stets die gekreuzten Petrinischen Schlüssel mit senkrechtem
Schwert dazwischen; auf den Glocken Antons außerdem noch der Löwe,

nc. nmplmmmo D. D. Lolmventurne, Z. 14. I. llimeluto,
NinoimuAme TLbdutum ultimo, Imeredem — Lunouin
iVImoruu§ien3i3, vu1§o Weidenau, lundutu u. 1145, 8x>on803
morts nd1uto3 viduu luxit 8 ?nnepo3ito3, 27 7Lddute8 et
13 mlulLto8; Ilonmventunu 49^ ^mtmtem e1ectu3 3. Xovdn.
1794, unmi3 14 deklevit extinctum 8pon3nm et 8ecum
tumulo intulit die 4. /tu§u8t. 1818.
In dem Gang zur Sakristei hängen Bilder ans dem
Leben des hl. Norbert, theilweise beschädigt, 2 interessante
Tafeln über die Güter des Klosters und schlichte, meist aus
der Vogelperspektive ausgenommene Ansichten von folgenden
Prämonstratenserstisten: Mntterkloster Prämonstratum, Stra-
how (Prag), Roth, Steinseld, Stivagio (die Thürme ähnlich
denen von Weissenau), Roggenburg, Urspring, Allerheiligen
in der Diözese Straßburg, Bellelagia, conventrm Lt. Nurtini
Dnudonermm, conventrm Dloreltrenmm.
In der Sakristei, welche all' ihrer ehemaligen Schätze
beraubt ist, sind nur noch die mächtigen, schön gearbeiteten
Schränke bemerkenswertst.
(Fortsetzung folgt.)

Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Tand-
kagitets Ehingen a/D.
Neue Serie.
Kirchen und Kapellen.
2. Die untere Stadtpfarrkirche, auch Spital-
oder Franziskaner-Kirche genannt, hat ein Gewölbe ohne
Säulen. In ihr befindet sich ein Gnadenbild. An ihrer
Stelle stund ursprünglich eine Kapelle, welche Graf Ulrich
von Berg anno 1239 erbauen ließ. Anno 1638 wurde sie
den Franziskanern eingeräumt. Diese brachen sie ab und
bauten an ihrer Stelle von 1721—1724 die jetzige Kirche.
Die Steine dazu wurden vom alten Schlosse Schelklingen ge-
nommen; anno 1810 wurde sie dem Gymuasium zum Gottes-
dienst überlassen, anno 1823 gieng sie in das Eigenthum der
Stadt über und ward anno 1825 zur 2. Stadtpfarrkirche
gemacht. Obiges Gnadenbild ist ein steinernes über dem Hoch-
altar stehendes Muttergottesbild, was sie früher zu eiuer be-
suchten Wallfahrtskirche machte. Noch sind 7 ältere Zopf-
stil-Altäre in ihr. Der Thurm ist von starken Quadern er-
baut und hat ein Kuppeldach. Baulast und Kultkosten liegen
der kombinirten Stiftungspflege ob. Das Kameralamt gab
seit 1823 laut Vertrag jährlich 52 sl.
3. Die Gymnasiums- oder K 0 ll egiums kir ch e
wurde anno 1712—1719 ans Kosten des Klosters Zwiefalten

auf denen von Abt Christoph Korros 3 Rosen. Ebenso hat das jetzt
zn Weissenau in Privathänden befindliche, aus der Zeit von Abt Korros
(1696—1704) stammende, kleinere „Gerichts-Jns. (iegel) des Gottsh.
Weissenow" in gespaltenem Schild heraldisch rechts aufrecht ein Schwert
und einen Schlüssel, links eine Rose. Wichtig ist auch die Gütertafel des
Klosters (e. 1750) im Sakristeigang. Auf ihr sind mit Wappen und
Namen Abt Anton und der Konvent gesondert aufgeführt. Ersterer
führt den Löwen, letzterer die gekreuzten Schlüssel mit dem Schwerte
dazwischen. Es ist also anzunehmcn, daß genannte Embleme der Apostel-
fürsten das eigentliche Wappen der ihren Namen führenden Abtei bildeten.
Auf den Grabtafeln der beiden Unold ist der Löwe schwarz in Roth,
über einem grünen Dreiberg aufsteigend, dargestellt. Das große Weissen-
auer Wappen hatte in qnadrirtcm Schild in Quartier 1 den schwarzen,
doppelköpfigen Reichsadler in Gold wegen des zweiten Stifters, Kaiser
Rudolfs I., im zweiten einen gedruckten rothen Sparren ans schwarz-
weißem Kürsch: das Wappen des ersten Stifters Gebizo; im dritten die
gekreuzten Petrinischen Schlüssel, dazwischen, mit der Spitze nach oben,
das Schwert Pauli in Blau: Wappen des Konvents; im vierten das
Familienwappen des jeweiligen Abts.
 
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