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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0086

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(Bedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Anhalt.

Abhandlung: Die Kunst und der deutsche Idealismus. Von Trautwein üimstkritik: Die Schlacht bei Wien 1683. Oelgemäldc von I. Brandt.

v. Belle. (Schluß.) Lmist-Lstrontk: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Leipzig, Goslar, Köln, Hanau,

Lorrcspoiibeiyr»: F. K. München, Ende Februar. (Ausstellung im Kunst- Wien, Athen, Troja, Madrid, Paris, London.

Verein. Forts.) — □ München, den 22. Februar. (Verloosung des Aphorismen und Misccllen.

Kunstvereins; Rottmann's Fresken.) — □ Rom, den 14. Februar. Lmist-Institute und -Vereine: Kölner Dombauverein.

NB. Dieser Nummer liegt Titel, Inhaltsverzeichniss und Register für Jahrgang 1872 bei.

Aie Kunst und der deutsche Idealismus.

Ein Vortrag von Trautwcin v. Bolle.

(Schluß.)

ine gehobene Weihestimmnng pflegt in der ge-
meinen Wirklichkeit nicht von langer Dauer zu
sein, und so verflog denn nur allzu schnell in den
„Jahren der Restauration" (nach 1815) der
Blüthenhauch dieser Auferstehung des deutschen
Geistes. Der Parteikampf begann mit allen
seinen Gehässigkeiten und Einseitigkeiten, das
uer der vaterländischen Begeisterung verrauchte
oder wurde theils von dem Drucke kleinlichen Miß-
trauens erstickt, theils in dem Schwall bitterer Ent-
täuschungen, die dem aufgeregten Jugendmuthe bereitet wurden,
zur verzehrenden Gluth eines unstillbaren Ungestüms, das mit
allem Gegebenen brach und an allem Gewordenen nur die
Schattenseite herausfand. Und während der Idealismus der
„Burschenschaften" dem nationalen Genius in der Form ihrer
Wünsche Gesetze vorzuschreiben schien, sank die große Masse der
Gebildeten ans den Standpunkt des Jahrzehnts vor dem Be-
freiungskriege zurück, die in den Hintergrund gedrängte Klassi-
cität kam auf's Neue an's Ruder, aber ohne die Kraft und

Gediegenheit ihrer Erstlingsepoche, ein flacher Rationalismus,
der die weltbürgerlichen Humanitätsideen eines Herder und eines
Lessing in die gemeinste Prosa übersetzte, mischte sich mit dem
klassischen Gebühren der Theezirkel und der Vereinskannegießerei.

Wie wenig die klassische Literaturperiode die Höhen und Tiefen
des Volksgeistes erfüllt und durchdrungen, wie wenig sie das
nationale Leben erfrischt hatte, das trat jetzt an der repristinirten
Romantik und an tausend andern krankhaften Erscheinungen an's
Licht. Von Seiten der specifischen Kirchlichkeit wurde der neu-
klassischen Bildung geradezu offener Krieg erklärt, und doch war
die religiöse Weihe, welche die Freiheitskämpfer von 1813 be-
seelt, auch diesen Kreisen verloren gegangen. Das relative Recht
der gegnerischen Idee irgendwie anzuerkennen, dazu fehlte ihnen
jede Befähigung und jedes kulturhistorische Verständniß. So rück-
sichtslos wurde das neuklassische „Heidemhum" in den Höllenpfuhl
gestoßen, als wenn der Konfessionalismus und das Territorial-
Kirchenthum des 17. Jahrhunderts ihrer Zeit alle Gemüther
befriedigt hätten und mit dem Kerne des deutschen Menschen
verwachsen gewesen wären! Für diese Engherzigkeit war jede
 
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