DOI Artikel:
Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Endlich ein Umschwung
DOI Artikel:Schumann, Paul: Die internationale Kunst-Ausstellung zu Dresden im Jahre 1897
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0033
Paul Schumann.
Erkenntniss ist Styl-Erkenntniss! Geselle man
mit einem Worte der Kunst das Handwerk,
dem Handwerke die Kunst, dann werden die
auch im fertigen Ausdruck heiter erscheinen.
Dann wird sich erst recht offenbaren, was wir
von den alten Meistern in erster Linie hätten
lernen sollen. Der Adel der Arbeit,
des ernsthaften Schaffens, das mit
Schwierigkeiten kämpft und sie
überwindet in zäher Ausdauer, das
allein sei ausschlaggebend. Dann,
nur dann hat unsere Sache eine
Zukunft.
Enzisweiler b. Lindau, Au»ust 1897.
H. E. v. BERLEi'scH-München.
Faun, Brunnenfigur in Hamburg. PROF. JOSEF VON KRAMER-.Münchcn
Reihen Jener bald dünn werden, die, um den
Ernst des Lebens zu meiden, sich die »heitere«
Kunst als Steckenpferd erwählen. Wenn etwas
ernst ist, so ist es gerade die Kunst, mag sie
E
DIE INTERNATIONALK
KUNST - AUSSTELLUNG
ZU DRESDEN IM JAHRE 1897.
I. Ximmer-Kinricbtung.
insichtige Kritiker verlangten
schon lange, dass die zahl-
reichen Kunst-Ausstellungen
sich nicht auf Bilder und Bildwerke,
sowie einige vom Publikum nicht
verstandene architektonische Pläne
beschränken, sondern dass sie auch
das gesammte Kunstgewerbe, die
Kunst im Hause umfassen sollten.
Lange blieb das ein frommer Wunsch,
denn Kunst und Kunstgewerbe
gingen ganz getrennte Wege. Die
Kunst schuf sich einen wirklich
neuen Stil, einen Stil, der unserer
Zeit entspricht und in dem unsere
Anschauungsweise, unsere Empfin-
dungen sich spiegeln, sie durch-
schnitt mit vollem Bewusstsein den
l aden der Ueberlieferung und machte
sich los von allem was bisher galt,
die Kunstindustrie aber verschloss
geradezu die Augen vor der Gegenwart und
suchte immer nur in der Vergangenheit Vor-
bilder zum Kopiren und zu künstlicher Wieder-
belebung, die Werke unserer Tage galten nichts.
Erkenntniss ist Styl-Erkenntniss! Geselle man
mit einem Worte der Kunst das Handwerk,
dem Handwerke die Kunst, dann werden die
auch im fertigen Ausdruck heiter erscheinen.
Dann wird sich erst recht offenbaren, was wir
von den alten Meistern in erster Linie hätten
lernen sollen. Der Adel der Arbeit,
des ernsthaften Schaffens, das mit
Schwierigkeiten kämpft und sie
überwindet in zäher Ausdauer, das
allein sei ausschlaggebend. Dann,
nur dann hat unsere Sache eine
Zukunft.
Enzisweiler b. Lindau, Au»ust 1897.
H. E. v. BERLEi'scH-München.
Faun, Brunnenfigur in Hamburg. PROF. JOSEF VON KRAMER-.Münchcn
Reihen Jener bald dünn werden, die, um den
Ernst des Lebens zu meiden, sich die »heitere«
Kunst als Steckenpferd erwählen. Wenn etwas
ernst ist, so ist es gerade die Kunst, mag sie
E
DIE INTERNATIONALK
KUNST - AUSSTELLUNG
ZU DRESDEN IM JAHRE 1897.
I. Ximmer-Kinricbtung.
insichtige Kritiker verlangten
schon lange, dass die zahl-
reichen Kunst-Ausstellungen
sich nicht auf Bilder und Bildwerke,
sowie einige vom Publikum nicht
verstandene architektonische Pläne
beschränken, sondern dass sie auch
das gesammte Kunstgewerbe, die
Kunst im Hause umfassen sollten.
Lange blieb das ein frommer Wunsch,
denn Kunst und Kunstgewerbe
gingen ganz getrennte Wege. Die
Kunst schuf sich einen wirklich
neuen Stil, einen Stil, der unserer
Zeit entspricht und in dem unsere
Anschauungsweise, unsere Empfin-
dungen sich spiegeln, sie durch-
schnitt mit vollem Bewusstsein den
l aden der Ueberlieferung und machte
sich los von allem was bisher galt,
die Kunstindustrie aber verschloss
geradezu die Augen vor der Gegenwart und
suchte immer nur in der Vergangenheit Vor-
bilder zum Kopiren und zu künstlicher Wieder-
belebung, die Werke unserer Tage galten nichts.