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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 11 (August)
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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Der Katalog der deutschen Abtheilung auf der Pariser Welt-Ausstellung 1900: und die moderne Buchausstattung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0241
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DER KATALOG DER DEUTSCHEN ABTHEILUNG
AUF DER PARISER WELT-AUSSTELLUNG 1900

UND DIE MODERNE BUCHAUSSTATTUNG, oeoeoe

Pie Schriftprobe, die aus dem oben ge-
| nannten Buche hier angefügt ist,
besagt: »Die Kunst, ein Buch als
Ganzes schön zu gestalten, hat nie-
mals höher gestanden als in Deutschland
zur Zeit der Erfindung des Buchdruckes.
Was Gutenberg und seine Genossen im
engen Anschluss an die sichere Tradition
der gothischen Handschriften geschnitten,
gegossen, gesetzt, gedruckt haben , das hat
keiner ihrer Nachfolger daheim oder im
Auslande an Kraft und Harmonie über-
troffen. Einen zweiten Höhepunkt erreichte
die deutsche Buchkunst zur Zeit der frühen
Renaissance als Meister wie Dürer, Holbein
und Cranach den auf deutschem Boden ent-
standenen und erprobten Holzschnitt für die
Bilder und den Schmuck des Buches male-
risch verwendeten. Ihr Beispiel wirkte fort,
bis der dreissigjährige Krieg auch diese
Blüthe knickte. In den Büchern des acht-
zehnten Jahrhunderts haben die deutschen
Kupferstecher und Drucker ihre französischen
Vorbilder selten erreicht.

Erst im neunzehnten Jahrhundert hat
die deutsche Buchkunst mit wachsendem

Aus dem Aufsatze von Dr. P. Jessen über »Buch-
gewerbe«, welcher dem betreffenden Abschnitte des deutschen
Welt-Ausstellungs-Kataloges Seite 74 vorangesetzt ist.

Erfolge wieder eigene Wege beschritten.
Die Richtung wechselte mit den historischen
Stilarten.« (Vgl. Schrift-Probe S. 517.)

Soweit der Text der beigegebenen
Schriftprobe. Er bildet die willkommene
Grundlage zu dem, was im Nachfolgenden
über eine typographische Musterleistung in
aller Kürze zu sagen wäre und bricht da
ab, wo ich anzuknüpfen habe, bei den die
deutsche Schmuckkunst lange Zeit beherr-
schenden historischen Stilarten, die auch
hier tief wurzelnde Anregungen hinterlassen
haben. Sie waren es, die das verloren ge-
gangene Interesse für den künstlerischen
Schmuck wieder weckten, dem Handwerker
in breitester Weise Aufgaben künstlerischer
Art zu lösen beschieden und dadurch das
technische Können wieder auf ein höheres
Niveau schraubten; sie bereiteten, indem sie
an die »sichere Tradition« anknüpften, den
Boden vor, auf dem eine neue Saat erstehen
konnte; sie endlich brachten freilich auch
eine gesunde Reaktion durch das endlose
Auftischen hundertmal verwendeter Formen
zustande, welche die Selbständigkeit des
Schaffens auf diesem Gebiete neuerdings in
den Vordergrund rückte, das unselbständige
Kopiren älterer Muster aber in's Wanken
brachte und damit die Möglichkeit einer

1900. XL 1.
 
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