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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

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Koch, Alexander: Reformen im Ausstellungs-Wesen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0046
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28

Alexander Koch-Darmstadt: Reformen im Ausstellung?- Wesen.

Reformen im Ausstellungs-VeseN.

as Paris bei der Aus-
stellung 1900 geboten
hat, dürfte von keiner
anderen Stadt je erreicht,
geschweige denn über-
boten werden und Paris
wird wohl ein für alle-
mal die einzig geeignete Stadt für Welt-
Ausstellungen bleiben, wenngleich es im
Interesse der Aussteller und Besucher zu
wünschen wäre, wenn, wie vielfach erhofft
wird, mit der diesjährigen Pariser Ausstellung
überhaupt der Schluss für Welt-Ausstellungs-
Jahrmärkte gemacht würde.

Ist auch schon manches besser geworden
in Bezug auf Uebersichtlichkeit, derart, dass
ein und dieselbe Branche sämmtlicher Länder
vereinigt und so dem Fachmann das Studium
erleichtert wurde, so bietet indess ein solcher
Jahrmarkt nimmermehr ein zuverlässiges Bild
über das Gesammtschaffen der verschiedenen
Nationen auf ein und demselben Gebiete,
schon deshalb nicht, weil die grossen und
leistungsfähigen Firmen infolge der damit
verbundenen hohen Kosten, der geringen
Beachtung und daher des sehr fragwürdigen
Nutzens wegen, absolut ausstellungsmüde
und ferner nicht gesonnen sind, den 900/o
nicht ausstellenden Konkurrenten ihre
neuesten Errungenschaften vorzuführen. —
Ganz anders dagegen eine internationale
Wettbewerb - Ausstellung irgend
eines Spezialzweiges der Kunst
und Industrie oder auf wissen-
schaftlich-technischem Gebiete. —
Und hier eröffnet sich für
Berlin, welches 1905 eine »Welt-

LUDWIG HABICH
IN DARMSTADT.

Ausstellung« plant, eine neue Perspektive
im Ausstellungswesen, ähnlich demjenigen,
welches 1901 in Darmstadt durchgeführt
wird: die Vorführung einer modernen Villen-
kolonie mit fertig ausgestatteten und ein-
gerichteten Räumen aller Art, unter gleich-
zeitiger Berücksichtigung einer Reformation
des hessischen Kunst-Handwerks.

Wenn Berlin z. B. für das Jahr 1905
eine Internationale Wettbewerb-Ausstellung
für Architektur, Kunst und Kunstgewerbe
moderner Richtung im grössten und feinsten
Stile inszeniren würde, — worauf ich weiter
unten noch ausführlich zu sprechen komme,

— so müsste und würde es damit einen un-
bedingten Erfolg erzielen, — aber auch nur
dann, wenn mit dem bisherigen Ausstellungs-
wesen gleichzeitig gebrochen würde; wir
meinen damit in erster Linie die nüchterne
und ermüdende Vorführung all' der herrlichen
Kunstschätze in der bisherigen, geradezu
geistestötenden, banalen Weise.

Wie reformbedürftig unser Ausstellungs-
wesen ist, beweist aufs Neue die deutsche
Bau-Ausstellung zu Dresden. So schön der
Gedanke war: dem Fachmann und Laien
zu zeigen, was man an Rohmaterialien, Aus-
stattungs- und Einrichtungs-Gegenständen
braucht, um ein Gebäude, eine Villa oder
dergl. erstehen zu lassen — so wenig ist die
Ausführung dieser Idee geglückt; es fehlen
insbesondere zahlreiche hervorragende Firmen
auf allen Gebieten, hauptsächlich des Kunst-
Gewerbes, ohne welches eine derartige Aus-
stellung absolut unvollständig ist, dagegen
fehlt es mitten in der Ausstellung nicht an
Schnellkoch - Apparaten, Glasätzereien und
dergl. mehr. Am besten ist noch die Ab-
theilung für Fachliteratur vertreten, in der

— Dank der persönlichen Bemühungen des
 
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