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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 12.1903

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Koch, Alexander: Johannes Baensch-Drugulin's "Marksteine"
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https://doi.org/10.11588/diglit.6693#0089
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384

Sohcinnes Baenlch-Drugulin's „markffeine".

Die Druckerei - Erzeugnisse der Firma
Baensch - Drugulin in Leipzig sind in
technischer und künstlerischer Beziehung so
bekannt und hervorragend, dass selbst die
vorzüglichste Arbeit uns nicht sonderlich
überraschen kann, und dennoch hat soeben
ein Werk die Offizin verlassen, das bezüglich
seiner Anlage und trefflichen Durchführung
unsere vollste Bewunderung hervorruft:
»Marksteine« betitelt, ein monumentales
Werk im wahren Sinne des Wortes, gedacht
als eine Huldigung zur Erinnerung an den
500 jährigen Geburtstag Gutenbergs, des Alt-
meisters der Drucker-Kunst, herausgegeben
von Johannes Baensch-Drugulin in Leipzig.
Wer eine Ahnung hat von der Herstellung
eines derartigen Werkes, den grossen Vor-
bereitungen, die damit verknüpft sind, der
Beschaffung des vielseitigen Materials, Heran-
ziehung richtiger Mitarbeiter in Bezug auf
geeignete Texte für die verschiedenen
Sprachen, der harmonischen Einkleidung
des Satzes — passende stilgerechte Um-
rahmungen , Verzierungen, karakteristische
Farben - Wahl, Korrektur - Lesen, exaktes
Drucken usw. —■ der weiss, was es für
eine harte, verantwortungsreiche Arbeit ist,
ein derartiges Werk herauszugeben, das nur
von Wenigen verstanden und gewürdigt
wird, in der Hauptsache aber viel Ärger
und Verdruss bereitet und nicht zuletzt eine
kolossale Anforderung an die Anspannungs-
Kraft der Nerven stellt. Wer alle diese
Leiden kennt, die mit der Herausgabe eines
derartigen Werkes ver-
knüpft sind, bei dem
die Erfüllung eines be-
stimmten Programmes,
einer Lebens - Aufgabe
vorliegt, der staunt vor
einer derartigen Leist-
ung, wie sie uns Meister
Baensch geliefert; wir
und die Nachwelt müssen
ihm aufrichtigen Dank
zollen für das herrliche,
wohlgelungene Denk-
mal, das er Gutenberg

K. SCHMOLL V.EISEN WERTH

und nicht zuletzt sich selbst damit gesetzt:
er hat das Werk erdacht und gemacht, die
künstlerische und technische Leitung bis in's
kleinste selbst durchgeführt, und man kann sich
das freudestrahlende Antlitz dieses Meisters
der Buchdrucker-Kunst vorstellen, als der
letzte Bogen die Maschine verlassen, das erste
fertige Werk aus der Buchbinderei in die
Hände des Herausgebers gelegt wurde.

Der von L. Sütterlin, dem bekannten
Berliner Künstler, herrührende Buchschmuck
ist gut und passt sich den meisten der ver-
schiedenartigsten Schriften und historischen
Ornamenten ausserordentlich gut an, nur
wirkt meines Erachtens die etwas zu häufige
Wiederholung ein und derselben Umrahmung
ein wenig ermüdend, trotz der sehr gut ge-
wählten verschiedenen Farben-Töne, von
denen mir nur die zweimal verwendete
blassgelbe nicht recht gefallen will, da man
sich des Eindruckes nicht erwehren kann,
als sei es der Vordruck für eine gedachte
Vergoldung. Indes das sind nur Kleinig-
keiten und es erscheint fast banal, dies bei
der grossen Veranlagung des Werkes zu
erwähnen, das sind nie zu vermeidende kleine
Störungen, die einem meistens erst dann in's
Auge fallen, wenn das Werk komplett vor-
liegt. Doch welcher Meister wäre je mit
seinem Werke bis auf's letzte Tüpfelchen
zufrieden, wer hätte nicht eine Arbeit —
zumal eine so monumentale — gerne zum
zweiten Male gemacht, um manches zu
ändern, — aber es fragt sich, ob bei einem
korrigierten Werke, bei
ein u. derselben zweiten
Arbeit wirklich etwas
besseres herauskäme ?
Der erste Wurf, der
erste Gedanke bleibt
fast stets der beste und
originellste! Von den
»Marksteinen«, deren
Preis Mk. 200 beträgt, 1
sind nur 390 Exemplare
gedruckt, die zur Hälfte
durch Subskription ab- *!

.Hühner«.. Holzschn. gesetzt sind. alex. Koch.Tu
 
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