Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

DOI Artikel:
Oettingen, Wolfgang von: Carl Max Rebel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0203
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
CARL MAX REBEL-BERLIN.

Europa«. (Besitzer: Justizrat Dr. Samter-Berlin.)

CARL MAX REBEL.

Als diese Zeitschrift vor drei Jahren den
L damals noch wenig bekannten Maler
Rebel ihrem Publikum vorstellte, lenkte sie
die Aufmerksamkeit auf ihn als auf ein
Talent, dessen Ausbildung und Klärung
unserem Kunstbesitz einen Zuwachs verheisse.
Jetzt soll hier zum zweiten Male von ihm
die Rede sein, und da fragt sich natürlich
vor allem, in welchem Sinne er inzwischen
fortgeschritten ist.

Die Antwort wird lauten: mit Ausdauer
folgerecht und unbeirrt.

Erinnern wir uns seiner Anfänge! Er
war (1874 in Berlin geboren) nach Uber-
windung mancher Schwierigkeiten mit acht-
zehn Jahren zum Besuch der Akademie ge-
langt, hatte diesen aber schon 1S94 wieder
aufgegeben und, ausgerüstet mit einiger
Übung im Zeichnen, die er hauptsächlich
der Leitung Woldemar Friedrichs verdankte,
hatte er sich auf den dornenvollen Pfad der
Selbstbelehrung begeben, um sein nichts
weniger als akademisches Farbengefühl auf
eigene Hand zu entwickeln.

Nicht eben Vielen ist beschieden, auf
diesem Wege schnell und zweifellos zur
Meisterschaft zu gelangen. Zu ihnen gehörte
Rebel nicht. Die Aufgabe, die das Talent,

190G. HI. 7.

sein Dämon, ihm gestellt hat und deren
Lösung er als Lebensarbeit anerkennt, lastete
auf ihm besonders schwer. Er will (oder
vielmehr: er muss) für lyrische Stimmungen,
die man wohl am besten als altromantische
bezeichnet, den entsprechenden Ausdruck im
farbigen Bilde finden und für ein ernsthaft
träumerisches, von derber Lust, von nüch-
ternem Handeln und gewitzter Unbefangen-
heit recht fernes Seelenweben Gestalten
schaffen, die unter einer anderen Sonne als
der keineswegs empfindsamen an unserem
Firmamente wandeln. Dazu aber reichte seine
erst knospende Phantasie zunächst nicht aus.
Ihm fehlt die Schöpferkraft des grossen Genius,
die, niemand weiss woher, für dunkle Ge-
fühle neue, unmittelbar überzeugende Formen
mit Ausdrucksmitteln, die nur ihr gehören,
auf die Erde versetzt. Unter dem psychischen
Zwang, sich künstlerisch auszusprechen und
die in gesteigertem Licht erschaute und in
übertragenen Bedeutungen verstandene Welt
dichterisch zu verklären, musste der junge
Rebel sich wie um Hülfe an die Meister
wenden, die, ihm selber im Grunde ver-
wandt, seine Augen zuerst für das Verhält-
nis der Kunst zur Natur geöffnet hatten.
Das waren vor Allen Böcklin und Hans

J97
 
Annotationen