DIE DEUTSCHE KUNST-AUSSTELLUNG IN KÖLN 1906.
Im schönen »Flora-Garten« zu Köln führte
der Karlsruher Architekt Billing einen
geschmackvollen Bau auf, in dem der »Ver-
ein zur Förderung der Kunst in den Ländern
am Rhein« — er steht unter dem Protek-
torat des kunstsinnigen Großherzogs von
Hessen — seine erste größere Ausstellung
veranstaltete. Wenn die Ausstellung nicht
so ist, wie wir sie wünschen möchten, so
mögen die Schwierigkeiten nicht vergessen
sein, die sich dem Unternehmen entgegen-
stellten, und nicht zum wenigsten dadurch,
daß der Verein die rheinische Hauptstadt
mit dieser seiner ersten größeren Veran-
staltung beglückte, deren Bevölkerung in
solchen Dingen auf eine allzu geringe Er-
fahrung zurückblickte; mag man gegen
Düsseldorf und sein Kunsttreiben manches
vorbringen können: die glückliche Lösung
der beiden letzten großen Kunst-Ausstellungen
bewiesen auf diesem Gebiet die entschiedene
Überlegenheit. In technischen Dingen ent-
gleisten die Kölner nicht selten bedenklich;
in manchen der Säle wurde man nicht recht
warm und das gebauschte Linoleum unter
den Füßen ließ einem stolpern. Den Kölnern
schien fernerhin die Uniformierung von Aus-
stellungs-Dienern unbekannt zu sein, obgleich
sie doch in denen des »Walraff- Richartz-
Museum« ein gutes Vorbild hatten, sie
stellten eine Art Polizist mit Säbel in diese
Säle, die unaufhaltsam durch die Räume
rannten und dazwischen patroullierte ein
Feuerwehrmann mit schwerer Axt auf der
Schulter: der Anblick dieser bewaffneten
Macht irritierte uns anfänglich dermaßen,
daß es uns kaum möglich war, zu einem
ruhigen Genuß der Bilder zu kommen. Dies
über das Technische, aus dem der Verein,
wie jeder Mensch aus seinem Pech, eine
Lehre ziehen mag.
Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Ab-
PROF. ALFRED GRENANDER—BERLIN.
Tiano in vorstehendem Wohnzimmer.
Ausgeführt von der Firma Emst Kaps-Dresden.
1906. X. 4.
621
Im schönen »Flora-Garten« zu Köln führte
der Karlsruher Architekt Billing einen
geschmackvollen Bau auf, in dem der »Ver-
ein zur Förderung der Kunst in den Ländern
am Rhein« — er steht unter dem Protek-
torat des kunstsinnigen Großherzogs von
Hessen — seine erste größere Ausstellung
veranstaltete. Wenn die Ausstellung nicht
so ist, wie wir sie wünschen möchten, so
mögen die Schwierigkeiten nicht vergessen
sein, die sich dem Unternehmen entgegen-
stellten, und nicht zum wenigsten dadurch,
daß der Verein die rheinische Hauptstadt
mit dieser seiner ersten größeren Veran-
staltung beglückte, deren Bevölkerung in
solchen Dingen auf eine allzu geringe Er-
fahrung zurückblickte; mag man gegen
Düsseldorf und sein Kunsttreiben manches
vorbringen können: die glückliche Lösung
der beiden letzten großen Kunst-Ausstellungen
bewiesen auf diesem Gebiet die entschiedene
Überlegenheit. In technischen Dingen ent-
gleisten die Kölner nicht selten bedenklich;
in manchen der Säle wurde man nicht recht
warm und das gebauschte Linoleum unter
den Füßen ließ einem stolpern. Den Kölnern
schien fernerhin die Uniformierung von Aus-
stellungs-Dienern unbekannt zu sein, obgleich
sie doch in denen des »Walraff- Richartz-
Museum« ein gutes Vorbild hatten, sie
stellten eine Art Polizist mit Säbel in diese
Säle, die unaufhaltsam durch die Räume
rannten und dazwischen patroullierte ein
Feuerwehrmann mit schwerer Axt auf der
Schulter: der Anblick dieser bewaffneten
Macht irritierte uns anfänglich dermaßen,
daß es uns kaum möglich war, zu einem
ruhigen Genuß der Bilder zu kommen. Dies
über das Technische, aus dem der Verein,
wie jeder Mensch aus seinem Pech, eine
Lehre ziehen mag.
Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Ab-
PROF. ALFRED GRENANDER—BERLIN.
Tiano in vorstehendem Wohnzimmer.
Ausgeführt von der Firma Emst Kaps-Dresden.
1906. X. 4.
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