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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

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Haberfeld, Hugo: Deutsch-Böhmische Kunst: Auf der Reichenberger Ausstellung Mai-Oktober 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0146

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Deutsch-böhmische Kunst.

ARCHITEKT JOSEF ZASCHE—PRAG.

Der Kuppelraum des Kunsthauses.
Der Knaben-Fries von Prof. Franz Metzner.

sich ein einziges Gebäude durch seine ernste
Sachlichkeit merkwürdig heraushebt. Albrecht
Dürers Wort: »DENN DER ALLER-
EDELST SINN DES MENSCHEN IST
SEHEN« steht darauf zu lesen. Dieses
Haus erbaute der junge Prager Architekt
Josef Zasche der deutsch-böhmischen Kunst.

Vor wenigen Jahren hätte es eines solchen
Hauses nicht bedurft. Noch blühte keine
deutsch-böhmische Kunst. Als zu Ende des
vorigen Jahrhunderts die große Welle der
Heimatskunst-Bewegung und der Bestre-
bungen um eine lokale Kunstpflege das
altertümliche Prag erreichte, fand sie nur
einen Mann, der ihren Sinn verstand. Es
war der Maler Karl Krattner. Und als er
daran ging, das neue Programm zu ver-
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wirklichen, stieß er nicht allein auf die
Schwierigkeiten, die sich naturnotwendig
jedem Organisator entgegenstellen. Der
durch den nationalen Streit erschütterte und
zerwühlte Boden seiner Vaterstadt schien
einem deutschen Unternehmen überhaupt
keinen stützenden Grund mehr zu bieten.
Nach langen erbitterten Kämpfen waren die
Tschechen die Herren Prags geworden, dessen
wunderbaren Zauber zumeist deutsche Kunst
und Art durch die Jahrhunderte gewoben.
Sie waren nicht nur politisch erstarkt, dieses
begabte, temperamentvolle, allen Fragen des
Geistes leidenschaftlich hingegebene Volk
hatte wie über Nacht eine moderne nationale
Kultur geschaffen, deren sichtbarster Expo-
nent die bildende Kunst war. Der »Manes-
 
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