DOI Artikel:
Haberfeld, Hugo: Deutsch-Böhmische Kunst: Auf der Reichenberger Ausstellung Mai-Oktober 1906
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0166
Deutsch-böhmische Kunst.
Lebens; sie alle blicken zu der innigen Frauen-
gestalt auf, die sich zwischen ihnen, durch die
trübe Schicht des Menschlich - Allzumensch-
lichen in reinere Höhen erhob, eine Fürstin
der Anmut. Er schuf einen Nibelungen-
Brunnen für den Platz vor der Wiener
Votivkirche: auf einem kreisrunden Sockel,
den Relief - Darstellungen des gewaltigen
Ringens heidnisch-germanischer Riesenkräfte
umziehen — man denkt an Hagen von
Tronje — erhebt sich, durch gläubige Demut
ein stärkerer Sieger, der Markgraf Rüdiger
von Bechelaren, die adeligste Verkörperung
jenes mittelalterlichen österreichischen Ritter-
tums, in dessen Mitte das Nibelungenlied
entstand und Herr Walther von der Vogel-
weide das Singen und Sagen lernte. Diese
drei Denkmäler, von denen eines genügt
hätte, daß man seinen Schöpfer als Bildner
neuer Werte feiere, blieben, wie gesagt,
unausgeführt. Dann kam der Umschwung,
die anhebende Schätzung, die durchdringende
Erkenntnis seiner überragenden Begabung.
Zuerst besann sich Metzners engeres Vater-
land, das deutsche Böhmen, auf seinen
genialen Sohn und erwies sich seiner durch
große Aufträge Würdig. Für Teplitz hat er
ein gewaltiges Denkmal Kaiser Josef II.,
für Reichenberg einen herrlichen Brunnen
vollendet; jetzt arbeitet er an einem »Mozart«
für Prag. Darauf erbaten sich von ihm
die Linzer ein Denkmal des oberöster-
reichischen Dialekt-Dichters Franz Stelzhamer,
in dem zum erstenmal das Problem, die
moderne Kleidung plastisch zu behandeln,
gelöst ist. Schließlich übertrug ihm Bruno
Schmitz den ganzen figuralen Schmuck am
Völkerschlachts-Denkmal in Leipzig, durch
diese nach Christian Behrens' Tode glücklichste
Wahl die eigene Großzügigkeit bezeugend.
Die Bahn scheint frei für den stärksten
Monumentalplastiker, den gegenwärtig viel-
leicht nicht nur ()sterreich besitzt. Und der
Deutsch-Böhme Franz Metzner, der in Berlin
wuchs und in Wien wirkt, zählt erst sechs-
unddreißig Jahre..... HUGO HABERFELD—WIEN.
PROF. EMANUEL HEGENRAKTH—DRESDEN. GEMÄLDE: RINDER AM WASSER.
Lebens; sie alle blicken zu der innigen Frauen-
gestalt auf, die sich zwischen ihnen, durch die
trübe Schicht des Menschlich - Allzumensch-
lichen in reinere Höhen erhob, eine Fürstin
der Anmut. Er schuf einen Nibelungen-
Brunnen für den Platz vor der Wiener
Votivkirche: auf einem kreisrunden Sockel,
den Relief - Darstellungen des gewaltigen
Ringens heidnisch-germanischer Riesenkräfte
umziehen — man denkt an Hagen von
Tronje — erhebt sich, durch gläubige Demut
ein stärkerer Sieger, der Markgraf Rüdiger
von Bechelaren, die adeligste Verkörperung
jenes mittelalterlichen österreichischen Ritter-
tums, in dessen Mitte das Nibelungenlied
entstand und Herr Walther von der Vogel-
weide das Singen und Sagen lernte. Diese
drei Denkmäler, von denen eines genügt
hätte, daß man seinen Schöpfer als Bildner
neuer Werte feiere, blieben, wie gesagt,
unausgeführt. Dann kam der Umschwung,
die anhebende Schätzung, die durchdringende
Erkenntnis seiner überragenden Begabung.
Zuerst besann sich Metzners engeres Vater-
land, das deutsche Böhmen, auf seinen
genialen Sohn und erwies sich seiner durch
große Aufträge Würdig. Für Teplitz hat er
ein gewaltiges Denkmal Kaiser Josef II.,
für Reichenberg einen herrlichen Brunnen
vollendet; jetzt arbeitet er an einem »Mozart«
für Prag. Darauf erbaten sich von ihm
die Linzer ein Denkmal des oberöster-
reichischen Dialekt-Dichters Franz Stelzhamer,
in dem zum erstenmal das Problem, die
moderne Kleidung plastisch zu behandeln,
gelöst ist. Schließlich übertrug ihm Bruno
Schmitz den ganzen figuralen Schmuck am
Völkerschlachts-Denkmal in Leipzig, durch
diese nach Christian Behrens' Tode glücklichste
Wahl die eigene Großzügigkeit bezeugend.
Die Bahn scheint frei für den stärksten
Monumentalplastiker, den gegenwärtig viel-
leicht nicht nur ()sterreich besitzt. Und der
Deutsch-Böhme Franz Metzner, der in Berlin
wuchs und in Wien wirkt, zählt erst sechs-
unddreißig Jahre..... HUGO HABERFELD—WIEN.
PROF. EMANUEL HEGENRAKTH—DRESDEN. GEMÄLDE: RINDER AM WASSER.