Rudolf Marcuse—Berlin.
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RUDOLF MARCUSE—BERLIN.
Bronze-Statuetten.
»Faun« und »Knabe mit Katze«
Gruppe der Wegmüden, die mich an Jean
Valjean und sein Pflegekind aus Victor
Hugos Roman »Die Elenden« erinnert.
Sprüht im Fechter die falkenkühne Energie,
so ist es hier ein empfindsam weiches Ab-
tönen und Abrunden, welches den Beschauer
zum Mitempfinden nötigt. Dort funkelt eine
stahlharte Feinheit der Modellierung, hier
zuckt ein warmer Puls, der die Form adelt
und eine Art von tragischer Erschütterung
anbahnt. In das unerschöpfliche Gebiet des
arkadischen Humors führt uns der Faun,
den die losen Nymphen an seiner schwächsten
und kitzlichsten Stelle zu attackieren Miene
machen. Die feiste und zottige Klobigkeit
3J6
dieses Naturburschen, der wollüstig unter
den elektrisierenden Fingerspitzen seiner
Widersacherinnen aufschauert und auf das
heitere Behagen die unsagbare Grimasse auf-
setzt und dann die gewundene Linie, welche
durch die auf einem Huf balanzierende
Körperkonstruktion herläuft, alles das ist
wirklich vortrefflich gemeistert. Daneben
sehen wir nun die elegante und leben-
sprühende Arbeit in grau getönt patinierter
Bronze. Wie fein ist der pralle Kinds-
körper studiert, eine wie vortreffliche Basis
für den anatomischen Aufbau ergeben die
parallel gestellten und enggeschlossenen
Füße! Überhaupt versteht es Marcuse, den
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RUDOLF MARCUSE—BERLIN.
Bronze-Statuetten.
»Faun« und »Knabe mit Katze«
Gruppe der Wegmüden, die mich an Jean
Valjean und sein Pflegekind aus Victor
Hugos Roman »Die Elenden« erinnert.
Sprüht im Fechter die falkenkühne Energie,
so ist es hier ein empfindsam weiches Ab-
tönen und Abrunden, welches den Beschauer
zum Mitempfinden nötigt. Dort funkelt eine
stahlharte Feinheit der Modellierung, hier
zuckt ein warmer Puls, der die Form adelt
und eine Art von tragischer Erschütterung
anbahnt. In das unerschöpfliche Gebiet des
arkadischen Humors führt uns der Faun,
den die losen Nymphen an seiner schwächsten
und kitzlichsten Stelle zu attackieren Miene
machen. Die feiste und zottige Klobigkeit
3J6
dieses Naturburschen, der wollüstig unter
den elektrisierenden Fingerspitzen seiner
Widersacherinnen aufschauert und auf das
heitere Behagen die unsagbare Grimasse auf-
setzt und dann die gewundene Linie, welche
durch die auf einem Huf balanzierende
Körperkonstruktion herläuft, alles das ist
wirklich vortrefflich gemeistert. Daneben
sehen wir nun die elegante und leben-
sprühende Arbeit in grau getönt patinierter
Bronze. Wie fein ist der pralle Kinds-
körper studiert, eine wie vortreffliche Basis
für den anatomischen Aufbau ergeben die
parallel gestellten und enggeschlossenen
Füße! Überhaupt versteht es Marcuse, den