Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 19.1906-1907

DOI Artikel:
Schaukal, Richard von: Heinrich Vogeler - Worpswede: Als Buch-Illustrator
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9554#0305

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dr. Richard Schaukai—Wien:

mm

Künstlerische. Schwinds
Künstlertum ist die Ein-
heit seines Stils. Der
Stil erhebt seine Anek-
dote wie die des gleich-
zeitigen Spitzweg über
das Thematische. Maler,
nur Maler ist er, fast
gegen das »Schwind-
sche«, in einigen, freilich
ganz wunderbaren Bil-
dern des rein Gegen-
ständlichen. — Dies also
wären — nach der Ab-
schweifung — die Be-
standteile. Denn so sehr
das Kunstwerk »alles mit
einem Male«, das heißt
ein Ganzes ist: notwen-
diger Weise ist der Be-
richt vom Kunstwerk
analytisch motivierend,
logisch. Die Notdurft
der Übersetzung künst-
lerischer, das ist meta-
physischer Werte insbe-
grifflich Rationale recht-
fertigt das Gewaltsame
des Unternehmens. Wer
künstlerisch Gebotenes
künstlerisch wirksam
werden lassen, wer es
empfangen will, darf
seinen Eindrücken natür-
lich nicht die Legitimation
abfragen. Der Referent
jedoch muß formein und Rechenschaft ab-
legen, also zergliedernd Resultate zeigen.
(Die »Poeten« unter den Rezensenten för-
dern im Grunde nur ihr eigenes Bereich.)

Vogeler, der Deutsche, schaut das Mär-
chen des Lebens und singt es auf seine
Art. Alle Erscheinungen werden ihm zu
Ausdrücken des Märchenhaften. Ihr Zusam-
menhang ist ihm in ihrer Wirksamkeit als
Arabesken gegeben. So hat dem Zeichner
Vogeler das Bild der Welt Sinn und Be-
stand. Jede einzelne Sinnestätigkeit drückt
ja auf ihre eigene Weise das Problem des
400

HEINRICH VOGELER.

Goldprägung auf den Rücken
des oben genannten Buches.
Verlag Eugen Diedrichs—Jena.

Weltganzen aus. Ein zeichnerisches In-
genium faßt es im Ornamentalen der sich ver-
wirrenden und entwirrenden Linien, und das
»Malerische« dieser Auffassungliegt, im Gegen-
satz zu einer rein graphischen, im (notwendigen)
Werten der Valeurs um ihrer selbst willen,
nicht zu Zwecken der anekdotischen Dar-
stellung. Stimmung wird aber in diese Linien
nicht von außen hineingetragen, sie entfließt
als Ausdruck der Situation. Wenn sich eine
Situation im Graphisch-Malerischen, in der
unverfälschten Projektion des Sinnlich-Drei-
dimensionalen auf das im Planen Gebreitete
ausdrückt, ergibt sich ihre Stimmung unge-
zwungen aus der Anordnung. Und da sich
als Medium, als Prisma gleichsam einer
Strahlenbrechung, der Faktor ihres künst-
lerischen Empfängers dazwischen schiebt,
erhält sie ihren Ausdruck nicht nur durch
die Mittel seiner Technik, sondern der Aus-
druck erscheint wesentlich bedingt durch das
Prisma. Vogeler geht in der Arabeske rest-
los auf. Und so kommt diese über das rein
Zeichnerische, das Ornamentale, das begriff-
lich ihr Wesen ist, hinaus, empor zur Musik.

HEINRICH VOGELER—WORPSWEDE. Goldprägung
Auf dem Einband oben genannten Buches. Verlag E. Diedrichs—Jena!
 
Annotationen