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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Widmer, Karl: Die gebildete Frau im Kunstgewerbehandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0077
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DIE GEBILDETE FRAU IM KUNSTGEWERBEHANDEL.

VON DR. KARL WIDMER KARLSRUHE.

Der Kampf der Frau um die Erschließung
neuer Berufe ist heute schon eines der
wichtigsten sozialen Probleme unserer Zeit.
Seine Bedeutung wird in dem Maße weiter-
wachsen , wie sich die Bedingungen für die
natürliche Berufserfüllung der Frau durch
die gesellschaftlichen Verhältnisse in der heu-
tigen Kulturwelt weiterhin verschlechtern wer-
den. Ins Gewicht fallen dabei freilich nur die-
jenigen Bestrebungen, die aus einem ernsten
wirtschaftlichen Bedürfnis hervorgehen und die
von dem redlichen Willen geleitet sind, sich
den Anspruch auf Selbständigkeit auch durch
brauchbare Arbeit zu verdienen. Denn aller
Erfolg beruht schließlich auf Gegenseitigkeit.
Die schönsten Humanitäts-Forderungen der
Frauenbewegung haben nur dann Aussicht, sich
durchzusetzen, wenn ihre Erfüllung nicht nur

im Interesse der Frau selbst, sondern auch in
dem der Mitwelt liegt. Darum liegt die Lösung
der Frauenfrage nicht in der Eroberung von
Männerberufen, wo die natürliche Überlegen-
heit des Mannes ihre Mitarbeit von vornherein
überflüssig macht, sondern in der Erweiterung
des Arbeitsfeldes, wofür die Frauen von Haus
aus gewisse, in der weiblichen Natur liegende
Vorzüge mitbringen.

Ein solches Arbeitsfeld ist der Kunstge-
werbehandel. Er befaßt sich mit einem Ge-
biet, wo die weibliche Mithilfe fast so unent-
behrlich ist, wie in manchem spezifisch weib-
lichen Berufe, z. B. der Toilettenbranche. Denn
auch hier spielt neben den rein praktischen
Fragen die Geschmacksfrage bei Bestellung und
Einkauf eine entscheidende Rolle ; und auch
hier sind die Kaufenden vorwiegend Frauen.

1910.1. 7.

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