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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Hoeber, Fritz: Form und Inhalt in der Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0039

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FORM UND INHALT IN DER ARCHITEKTUR.

VON DR. FRITZ HOEBER- STRASSBURG I. ELS.

Gehalt bringt die Form mit,
Form ist nie ohne Gehalt.

Goethe, Paralipomena zum Faust.

Die übliche Architekturbetrachtung stellt
einen Gegensatz auf zwischen Inhalt und
Form und nimmt je nach ihrer künstlerischen,
ihrer realistischen oder idealistischen
Tendenz für den Inhalt oder für die Form als
den Ausgangspunkt der baukünstlerischen Ge-
staltung Partei. Die Inhaltsästhetiker berufen
sich dabei auf Gottfried Sempers Lehre:
„Das architektonische Kunstwerk ist das Resul-
tat aus Gebrauchszweck, Stoff und Technik" ;
die Formästhetiker beziehen sich auf Alois
Riegl, der im Gegensatz zu Sempers mecha-
nistischer Auffassung des architektonischen
Kunstwerkes eine teleologische vertritt und
im Kunstwerk das Resultat eines bestimmten

zweckbewußten „Kunstwollens" erblicken
will, das sich im Kampf mit Gebrauchszweck,
Rohstoff und Technik durchsetzt.

Wie weit besteht nun dieser Gegensatz im
Wirklichen? — Daß in der sinnlichen Gegeben-
heit des materiellen Kunstwerkes alle antithe-
tischen Eigenschaften zusammenfließen, ist
selbstverständlich. Erst die nachträgliche Ana-
lyse der Betrachtung stellt die realistischen und
die idealistischen Begriffskomplexe in ihrer
Dualität heraus. Eng verwoben erscheinen sie
dagegen wieder im „ästhetischen Objekt", in
der konkreten inneren Anschauung, die das
Bewußtsein des Schaffenden wie des Auf-
nehmenden von dem dreidimensional materiali-
sierten Kunstwerk in sich birgt. Vor allem emp-
findet auch der Baukünstler in der Unbewußt-

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