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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Osborn, Max: Kunstgewerbe und Neudeutsche Kultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0049

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KUNSTGEWERBE UND NEUDEUTSCHE KULTUR.

Das ganze Kunstgewerbe widerhallt heute
von dem Ruf nach „Schmuck". Leider
meist nicht nach dem Schmuck, den jede Kunst-
übung bedeutet, sondern nach dem „Schmuck"
in Anführungszeichen, der von blöder Üppig-
keitsgier gefordert wird. Wenn wir den Leit-
satz aufstellten, daß im Zweckvollen der Keim
auch aller Schönheit für die Werkkunst ruht,
so hat kein Mensch damit ein rationalistisches
Nützlichkeitscredo predigen wollen noch ge-
predigt. Ein neues Prinzip der Formbildung
war damit aufgestellt, das aus der Kultur des
Jahrhunderts geboren war. Aber Form im
künstlerischen Sinne ist nicht allein zweck-

mäßige, sondern zugleich schöne Form. Dies
Prinzip galt und gilt es noch heute zu ent-
wickeln, auszubauen, fruchtbar zu machen.
Aus ihm gilt es edlen Schmuck des Daseins
zu gewinnen. — Doch vor so redlicher Arbeit
scheut, nach einer gar zu kurzen Epoche der
Anspannung, das mattere Geschlecht von heute
wieder zurück. Der Luxus, der sich zum Herren
aufgeschwungen, verlangt schnellere Arbeit.
Und wenn sie nicht so rasch organisch geleistet
werden kann, so gibt er sich auch mit unorga-
nischer zufrieden. Denn ihm kommt es nur
auf den äußeren gleißenden Schein an, auf die
schimmernde Oberfläche, nicht darauf, ob

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