Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

DOI Artikel:
Goetze, A.: Gartenanlagen von Fr. Gildemeister
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0087

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GARTENARCHITEKT FR. GILDEMEISTER.

EVANG. SCHULE IN EPERJES (UNGARN).

GARTENANLAGEN VON FR. GILDEMEISTER.

Die Kultur des Gartens ist das jüngste selb-
ständige Erzeugnis der modernen deut-
schen Kunstbewegung. Unser Verhältnis zur
Natur stand bis auf die neueste Zeit deutlich
unter „sentimentalischem" Gesichtspunkte. Die
Folge davon waren jene Gärten, die sich vor
nichts mehr zu fürchten schienen als vor einer
deutlichen Absonderung von der gewachsenen
Landschaft. Nun erst kommt wieder die Emp-
findung dafür auf, daß ein Garten, der zum
Dienste des Menschen bestimmt ist, organi-
siert sein muß, genau wie das Haus, in dem wir
wohnen. Dies ist in knappstem Ausdruck der
Gesichtspunkt, unter dem Fr. Gildemeisters
Gartenschöpfungen entstanden sind.

Gildemeister pflegt in seinen Gartenan-
lagen bewußt die Einfachheit, da nur in ihr
die Möglichkeit späterer Weiterentwicklung
bis zu den äußersten Feinheiten gegeben ist.
Gildemeister vergißt niemals, daß ein Garten
ein „lebendiges Wesen" ist, das sich harmo-
nisch mit den Bewohnern zusammen entwickeln
muß. Seine Arbeiten sind daher frei von jeder
Schablone. Ein Gildemeisterscher Garten ist

in der Regel so angepflanzt, daß auf ein fort-
währendes Abwechseln, Ablösen und Ergänzen
der blühenden Pflanzen, Stauden, Sträuche und
Bäume Bedacht genommen ist. Keine Pflanze
wird wahllos an irgend eine beliebige Stelle
gesetzt; sondern stets wird Bedacht genommen
auf ihre Wirkung wie auf die Gesamtwirkung.
So kommt jedes einzelne zu seinem vollen Recht,
und nicht das geringste Material wird nutz-
los verschwendet. Gildemeisters Grundriß-
lösungen zeigen eine wohltuende Logik und
Gesetzmäßigkeit bei Entfaltung voller künst-
lerischer Freiheit. — Diese Freiheit, die Viel-
seitigkeit der Grundriß-Gestaltung sowie die
Mannigfaltigkeit der farbig dekorativen Wirkun-
gen wird ja oft schon durch die Terrain-Eigen-
tümlichkeiten herbeigeführt. Es ist bewunderns-
wert, mit wieviel Geschick und Grazie hier oft
unüberwindlich scheinende Schwierigkeiten und
Hemmnisse beseitigt worden sind. Unsere Ab-
bildungen weisen auf einige solcher Lösungen
hin. So ist z. B. das Schulgartenprojekt
für Eperjes (Ungarn) auf einem sehr unregel-
mäßig begrenzten Grundstück entstanden. Dazu

79
 
Annotationen