DOI Artikel:
R-r., A.: Plastiken von Nora von Zumbusch
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0107
NORA VON ZUMBUSCH-WIEN.
HOLZPLASTIK »ZIEHENDE KINDER«
PLASTIKEN VON NORA VON ZUMBUSCH.
Das tastende Sehen des Bildhauers ist we-
sentlich anders als das Sehen des Malers;
es ist ein messendes, das räumlich Feste der
Form abschätzendes Sehen. Demnach ist die
Bildhauerei mehr Raumkunst als die Malerei,
aber weniger als die Architektur, da sie ein
zeitlich Bewegtes im Räume darstellt. Die Bild-
hauerei ist die am meisten von Stimmungen
unabhängige Kunst, daher diejenige, deren Aus-
übung den Frauen die größten Schwierigkeiten
entgegenstellt. Wo, wie in der Landschafts-
malerei, die Frau die Stimmung ihrer Seele oder
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od
—" J MX — A 1 LI U U1C <J LI 111111 Uli;; 1111*-!. — — —
erven dem Erschauten und Erfühlten bewußt
oder unbewußt in der Darstellung unterschiebt,
gelingt ihr oft genug ein Gebilde, das der Wer-
tung als Kunstwerk würdig ist. Hier wirkt sie
zumeist auch mit dem Hintergrund, dem Natur-
schönen, dessen sich auch der Nichtkünstler
beim Spaziergang erfreut. Das plastische Kunst-
werk bringt seinen Hintergrund, seinen Raum
aber nicht mit, es besteht für sich, wird nach-
träglich erst in einen gegebenen Raum hinein-
gestellt, durch den es, wenn er ihm gemäß ist,
viel gewinnt, ohne den es jedoch bestehen kön-
nen muß, wenn es eine echte Plastik sein will.
Neben dem Räumlichen, spezifisch Kubischen
der Plastik, ist noch wichtig für sie das Mate-
rialschwere, das Material und die Schwere.
Beide sind wesentliche Eigenschaften und
müssen als solche in gewissem Sinne betont
erscheinen, d. h. das Material darf nicht zweifel-
haft sein, die Schwere muß struktiv verwertet
sein, rhythmisiert, ausbalanziert, so daß die
Plastik mit schönem Gleichgewicht im eigenen
Schwerpunkt ruht. Der Schwierigkeilen sind
aber noch mehr: im Gemälde gibt es einen Seh-
punkt, in der Plastik viele; denn eine Plastik,
die man nicht von allen Seiten besehen kann,
ist kein gutes Kunstwerk. Ich habe hier immer
die Rundplastik im Sinn; die Reliefplastik
untersteht anderen Gesetzen, über die hier
nicht gesprochen werden braucht, da wir es
bei den Arbeiten von Nora von Zumbusch nur
mit vollplastischen zu tun haben. Es wäre auch
noch von der nötigen Durchwärmung und
Beseelung des starren und spröden Stoffes
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HOLZPLASTIK »ZIEHENDE KINDER«
PLASTIKEN VON NORA VON ZUMBUSCH.
Das tastende Sehen des Bildhauers ist we-
sentlich anders als das Sehen des Malers;
es ist ein messendes, das räumlich Feste der
Form abschätzendes Sehen. Demnach ist die
Bildhauerei mehr Raumkunst als die Malerei,
aber weniger als die Architektur, da sie ein
zeitlich Bewegtes im Räume darstellt. Die Bild-
hauerei ist die am meisten von Stimmungen
unabhängige Kunst, daher diejenige, deren Aus-
übung den Frauen die größten Schwierigkeiten
entgegenstellt. Wo, wie in der Landschafts-
malerei, die Frau die Stimmung ihrer Seele oder
Ne----- i
od
—" J MX — A 1 LI U U1C <J LI 111111 Uli;; 1111*-!. — — —
erven dem Erschauten und Erfühlten bewußt
oder unbewußt in der Darstellung unterschiebt,
gelingt ihr oft genug ein Gebilde, das der Wer-
tung als Kunstwerk würdig ist. Hier wirkt sie
zumeist auch mit dem Hintergrund, dem Natur-
schönen, dessen sich auch der Nichtkünstler
beim Spaziergang erfreut. Das plastische Kunst-
werk bringt seinen Hintergrund, seinen Raum
aber nicht mit, es besteht für sich, wird nach-
träglich erst in einen gegebenen Raum hinein-
gestellt, durch den es, wenn er ihm gemäß ist,
viel gewinnt, ohne den es jedoch bestehen kön-
nen muß, wenn es eine echte Plastik sein will.
Neben dem Räumlichen, spezifisch Kubischen
der Plastik, ist noch wichtig für sie das Mate-
rialschwere, das Material und die Schwere.
Beide sind wesentliche Eigenschaften und
müssen als solche in gewissem Sinne betont
erscheinen, d. h. das Material darf nicht zweifel-
haft sein, die Schwere muß struktiv verwertet
sein, rhythmisiert, ausbalanziert, so daß die
Plastik mit schönem Gleichgewicht im eigenen
Schwerpunkt ruht. Der Schwierigkeilen sind
aber noch mehr: im Gemälde gibt es einen Seh-
punkt, in der Plastik viele; denn eine Plastik,
die man nicht von allen Seiten besehen kann,
ist kein gutes Kunstwerk. Ich habe hier immer
die Rundplastik im Sinn; die Reliefplastik
untersteht anderen Gesetzen, über die hier
nicht gesprochen werden braucht, da wir es
bei den Arbeiten von Nora von Zumbusch nur
mit vollplastischen zu tun haben. Es wäre auch
noch von der nötigen Durchwärmung und
Beseelung des starren und spröden Stoffes
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